Full text: Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck (Erg.)

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II. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 
jetzt schon in Amerika vor der Verladung amtlich ermittelt und jede Ladung 
ist von einem amtlichen Attest begleitet. 
Nachdem das eigentliche Petroleum übergegangen ist, folgen die 
spezifisch schwereren Öle von 0,9—0,93 spezifischem Gewicht. Sie werden 
zum Schmieren schwerer Maschinenteile verwendet und als Maschinenöl, 
Schmieröl in den Handel gebracht. Sie greifen die Maschinenteile 
nicht an, verflüchtigen sich nicht durch die entstehende Wärme und werden 
nicht klebrig. 
Auf die schweren Öle folgt bei weiterer Fortführung der Destillation 
ein sehr paraffinreiches Öl und zuletzt Paraffin selbst, dessen Destillations¬ 
punkt bei 370 o liegt. Unterbricht man die Destillation frühzeitig genug, 
so bleibt eine asphalthaltige Masse zurück, während bei weiterer Fort¬ 
setzung und Eintritt dunkler Rotglut in den Kesseln nur noch ein kohliger 
Rückstand bleibt. 
Wenden wir uns nun zu dem Verbrennungsprozesse des Petroleums 
und den dafür erforderlichen Lampenkonstruktionen. 
Zündet man eine Petroleumflamme an, so findet folgender Vorgang 
statt. Das von dem Dochte aufgesogene Petroleum verdampft zunächst 
unzersetzt durch die Hitze der Flamme. Von dem Petroleumdampfe ver¬ 
brennt nun in der eigentlichen Flamme zuerst der Wasserstoff, da er die 
größte Anziehungskraft für den Sauerstoff der herbeiströmenden Luft hat. 
Die Flamme des Wasserstoffs ist sehr heiß, leuchtet aber nur schwach. 
In dieser Wafferstoffflamme schwimmt nun der ganze Kohlenstoffgehalt in 
Form kleiner Kohlenteilchen (Ruß) herum, und sie sind es, welche leuchten. 
Brennt die Flamme offen, so genügt die herbeiströmende Luftmenge lange 
nicht; die Flamme wird unruhig, sie flackert und qualmt. Die Petroleum¬ 
slamme bedarf also eines kräftigen Luftstromes, wenn aller in ihr enthaltener 
Kohlenstoff verzehrt werden soll. Durch diesen Luftstrom wird aber die 
Temperatur der Flamme ganz enorm gesteigert und der Kohlenstaub, 
welcher vorher nur mit gelbem Lichte leuchtete, wird nun plötzlich beim 
Aufsetzen des Cylinders weißglühend und daher hellleuchtend. 
Aus dieser Erörterung ergeben fick nun die Hauptpunkte in der 
Konstruktion der Lampen von selbst. Das Öl wird von den Dochten 
leicht aufgesogen, daher kann das Ölgefäß mehrere ein ti tief unter der 
Flamme liegen, wodurch die Gefahr einer Erhitzung des Öles und damit 
einer Explosion vermieden wird. Der für die gute Verbrennung erforder¬ 
liche Luftzug wird durch folgende Vorrichtungen erreicht: 1. runder Docht, 
2. innerer und äußerer Luftzug, 3. zweckmäßige Form des Lampencylinders, 
durch welche der Luftstrom mit Notwendigkeit in die Flamme hineingetrieben 
wird. Die letzte Bedingung wird am besten durch den Benkler'schen Cy¬ 
linder erfüllt, dessen Einschnürung („Schulter") in etwa 1/3 der Flammen¬ 
höhe liegen muß. 
Sehen wir nun noch, für welche Zwecke sich die Petroleumbeleuchtung 
eignet und für welche nicht. Überall, wo eine Flamme ruhig brennen 
kann, werden Petroleumlampen am Platze sein, also in Zimmern, Küchen, 
Korridoren, Bureaus, Fabriken rc.; dagegen sind sie ungeeignet, wo die
	        
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