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Wenn Wetternacht auf Wolken saß,
so schwirrten sie erschrocken;
sie wurden von dem Regen naß
und wurden wieder trocken;
die Tropfen rannen nieder
vom grünenden Gefieder,
und desto grüner wurde das.
Da tarn am Tag der scharfe Strahl,
ihr grünes Kleid zu sengen,
und nächtlich kam der Frost einmal,
mit Reif es zu besprengen.
Die armen Vöglein froren;
ihr Frohsinn war verloren;
ihr grünes Kleid ward bunt und fahl.
Da trat ein starker Mann zum Baum
und hob ihn an zu schütteln,
vom obern bis zum untern Raum
mit Schauer zu durchrütteln;
die bunten Vöglein girrten
und auseinander schwirrten;
wohin sie flogen, weiß man kaum.
Friedr. Rückert.
125. Glockenklang.
O Glockenklang, wie lieb' ich dich!
wie tönest du so feierlich!
0 Glockenklang, so voll und rein,
bit ladest mich zum Beten ein.
Dil rufest alle, nah und fern;
auch ich folg' deinem Rufe gern.
Gott hört auch, wenn im Kämmerlein
ich zu ihm bete ganz allein.