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Viertes Buch
Die Despotie der Cäsaren; das Christenthum erscheint und
breitet sich über die Erde aus; der europäische Norden
drängt gegen den Süden; Untergang der classi-
schen Cultur.
Erstes Kapitel.
Das römische Neich unter Cäsar Augustus.
Unter Augustus hatte das römische Reich den höchsten Gipfel seiner Macht
erreicht. Es umfaßte die schönsten Länder der damals bekannten Erde: in
Europa die pyrenäische Halbinsel, Gallien, von Deutschland das linke Rhein¬
ufer und was südlich der Donau liegt; Helvetien, Italien und die Halbinsel
des Hämus; von Asien: Kleinasien bis an den Euphrat, Syrien, Phönicien,
Palästina; in Afrika: Aegypten und die ganze Küste bis zu den Säulen des
Hercules, dazu alle Inseln des niittelländischen Meeres. Die Oberfläche des
ganzen Reiches berechnet man zu 100,000 Geviertmeilen mit 120 Millionen
Einwohnern; darunter waren etwa 20 Millionen Bürger, 40 Millionen
Unterthanen oder Freigelassene und 80 Millionen Sklaven. Man zählte 6000
bedeutende Städte, unter denen Rom, Alexandrien und Antiochien die größten
waren. Die Städte waren durch Heerstraßen verbunden, die aufgedämml
und gepflastert in schnurgerader Richtung liefen und mit Meilenzeigern ver¬
sehen waren. Handel und Gewerbe blühten wie nie zuvor; Haupthandels¬
stadt war Alexandrien, über welche die Erzeugnisse Ostindiens auf das mittel¬
ländische Meer und nach Europa kamen. Der Unterschied der Nationen hörte
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