Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Teil 2)

56 Preußens Wiedergeburt unb Deutschland Befreiung. 
— Von einem zehnjährigen Knaben eine silberne Uhr mit denWorten: 
ich leider noch zu klein bin, um selbst mitzugehen, so bringe ich gern 
alles, was ich habe." 
— Ein Zopf eigener Haare: „Der Friseur M. hat für dieses Haar 
zehn Taler geboten; es macht mich glücklich, dem Vaterlande dies kleine 
Opfer bringen zu können." (Breslau). 
— Zur Verwandlung in Eisen: ein silbernes Degengefäß, einem 
französischen Oberst in der Schanze bor Kolb erg 1807 abgenommen. 
— Ein blinder Harfenspieler, der auch den Wunsch hat, für sein 
teures Vaterland etwas zu leisten; er erbietet sich, die Hälfte seines 
kümmerlichen Verdienstes zur Unterstützung eines erblindet zurück¬ 
kehrenden Kriegers zu bem enden, und bittet, ihm alte Leinwand zuzu¬ 
schicken, um Charpie dabon zu zupfen." 
— Von einem treuen Westsalinger 50 Säbelklingen: „Laßt Euch 
von ihnen freie Bahn nach dem Rheine machen!" 
— Nach einer ungefähren Berechnung sind im Jahre 1813 in 
Preußen überhaupt gegen einhundertund sechzig tausend golbene 
Ringe, Ketten, Ohrgehänge unb anberer Schmuck auf bem Altare bes 
Vaterlanbes niebergelegt worben. 
7. Eine Todesanzeige. 
Der erste Freiwillige, ber in bem Freiheitskriege, von feinblicher Kugel getroffen, 
tot uiebersank, war bet 22 Jahre alte Sohn bes Regierungsrats Haase in Berlin. 
Von bem Geiste, ber bie Preußen bamals beseelte, gibt bie Tobesanzeige bet be¬ 
trübten Eltern betebtes Zeugnis. Sie lautet (nach Richter, Quellenbuch): 
„Nach bem Zeugnis seines braben Ehess, bes Herrn Majors bon 
Borcke, focht unser geliebter Georg mit Mut unb Entschlossenheit unb 
starb so ben Tob für Vaterlanb, beutsche Freiheit, Nationalehre unb 
unsern geliebten König. Der Verlust eines solchen Kinbes ist hart; 
aber es ist sür uns ein Trost, baß auch wir einen Sohn geben konnten zu 
bem großen, heiligen Kampfe." 
8. Unterredung Metternichs mit Napoleon znDresden am26.Jnni1813. 
Aus Metternichs nachgelassenen Papieren. 
Napoleon erwartete mich stehenb in ber Mitte seines Kabinetts, 
ben Degen an ber Seite, ben Hut unterm Arme. Er ging auf mich zu 
mit erkünstelter Fassung unb erfunbigte sich nach bem Befinben bes 
Kaisers. Balb barauf berbüsterten sich seine Züge, unb inbem er sich 
vor mich hinstellte, sprach er mich solgenbenrmßen an: 
„Sie wollen also ben Krieg, gut, Sie sollen ihn haben. Ich habe zu 
Lützen bie preußische Armee bernichtet; ich habe bie Russen bei Bautzen 
geschlagen; auch Sie wollen an bie Reihe kommen; es sei, in Wien geben 
wir uns Renbezbous. Die Menschen sinb unberbesserlich, bie Erfahrung
	        
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