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älteste und ergiebigste Nahrungsquelle ruht. Erze
füllen den Schoos seiner Gebirge, die, obgleich seit 7
Jahrhunderten, vielleicht weit länger schon, durchwühlt,
noch immer viel Silber, Zinn, Blei, Eisen, Kobalt :c.
geben, und fast die Hälfte aller bekannten Fossi¬
lien der Erde enthalten.
Fuhrleute von Goslar^, welche Salz und Blei gela¬
den hatten, fanden 1163 beim D. Christiansdorf in der
Freiberger Gegend, mitten im Fahrwege, eine Erzstufe,
und liefen sie zu GoSlar untersuchen, wo man sie
sehr reichhaltig fand. Dies veranlaßte bald Harzberg¬
leute zum Zuge in jene Gegend, wohin auch 1169 der
Braunschweigische Bergvogt, Herrmann von der Gowi-
fche, welcher mit dem Herzoge sich verfeindet hatte, nebst
seiner Knappschaft folgte. Bei Chriftiansdorf und
Oberloßnitz liefen die Kolonisten sich nieder und ver-
anlaßten die Gründung Freideras. So er¬
zählt man — aber ohne historische Beweise — das
Fündigwerden unfers Bergbaues. Doch fehlt es
nicht an Spuren, daß früher schon, besonders bei Altzelle,
Roßwein und Mittweida, wie auch im obern Erzgebirge,
von den Sorben Bergbau getrieben ward. Wahrschein¬
lich in den Jahren 1185 1190 erbaute und befestigte
Otto der Reiche die Stadt Freiberg, und zwar auf dem
erzreichen Gebiete des Klosters Altzelle, welches er
sich, bei Stiftung des letztern, ausdrücklich vorbehielt.
Die schönste Blüthe unsers Bergbaues war im 15. Jahr¬
hundert, wo die Schnee-und Annaberger Sil¬
ber- und die Altenberger Zinnwerke entdeckt
wurden, welchen im löten die Benutzung des Kobalts
zu blauer Farbe folgte. Jetzt ist zwar der Bergbau
minder ergiebig, wird aber dafür mit weit mehr Umsicht
und Kenntniß betrieben, als ehedem, wo man meist
Raubbau trieb, d. h. die Gruben nur benutzte, so
lange sie ohne Mühe Ausbeute gaben und dann liegen ließ.
Nur wenig Länder Europas haben einen so reichen und
mannigfachen Bergbau, als unser Vaterland. Darum
ist es nöthig, ihn etwas genauer kennen zu lernen.
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