Deutsch-Ostafrika. 33
Zwischen beiden Gräben liegt — fast in Fichtelberghöhe — der Viktoriasee,
der die Größe Bayerns ohne Pfalz (68 000 qkm) besitzt. An seinen Ufern wechseln
alpine Felslandschaften, Sümpfe, Urwälder, und zahlreiche Granitklippen unter-
brechen den Wasserspiegel.
Das Klima von Deutsch-Ostasrika ist durchweg tropisch heiß; nur die höheren
Gebirgshänge sind etwas kühler und deshalb für Europäer zuträglich.
Die Eingeborenen sind meist Bantuneger. In der Bantusprache heißt ein
Mensch M, mehrere Wa, das Land U, die Sprache Ki, z. B. Mhehe, Wahehe, Uhehe,
Kihehe. Von N her sind hamitische, hellfarbige Stämme eingebrochen und haben
die Neger von ihren Weideplätzen vertrieben. So vor allem das räuberische Hirten-
Volk der Massai und die noch heute gefürchteten Watussi in Ruanda. An der
Küste haben sich schon seit mehr als 1500 Jahren Araber angesiedelt. Sie haben
als Händler und Sklavenjäger das Innere des Landes durchzogen. Aus einer Ver-
Mischung von Arabern und Bantunegern ist der Stamm der Suaheli hervorge-
gangen, die jetzt in allen Hafenstädten den Hauptteil der Bevölkerung bilden. Ihre
Sprache, das Kifuaheli, ist das wichtigste Verständigungsmittel in Ostafrika. Als
Kaufleute sind heutzutage die Inder wichtiger als die Araber.
Der Hauptsitz des ostafrikanischen Handels war früher die Jnfel San-
fibar, deren arabischer Sultan unter englischem Schutz steht. (Wichtigstes Er-
zeuguis die Gewürznelken!)
Jetzt blüht vor allem Daressaläm (— Ort des Friedens), der Sitz der
deutschen Kolonialregierung. Bagamojo, das früher wegen der Nähe Sansibars
der Ausgangspunkt der meisten Karawanen war, tritt in den Hintergrund. Im
N sind Tanga und Pangani die Hafenplätze des überaus fruchtbaren Gebirgs-
landes. Von hier führt die Ufambarabahn nach Moschi.
Eine Zentralbahn führt von Daresfalam nach der arabischen Gründung
Tabora und von dort zum Tanganjikasee (Udschidschi). Von Tabora soll eine
Linie zum Viktoriasee abzweigen.
Wirtschaftlich ist die Kolonie außerordentlich vielversprechend. Der
Küstenstreifen liefert Kopra, der Urwald Kautschuk. An den Gebirgshängen
sind Plantagen mit Kaffeebäumen und Baumwolle angelegt. In der Nähe
der Negersiedelungen baut man die dickblättrige Sisalagave, deren zähe Blatt-
fafern vortrefflichen Hanf liefern. Das lippenblütige Sesamkraut gibt ähnlich
wie unser Rübsen ölige Samen, deren Ol in der Küche wie in der Seifenfabrik Ver-
Wendung findet. In den Hafenstädten sieht man vielfach den schattenspendenden
Mangobaum, deffen faftige, aprikofenähnliche Früchte das feinste Obst der Tropen
sind. Aus der Rinde des Kopalbaumes quillt ein wohlriechendes Harz, das als
Rohstoff für Lack und Firnis in großen Mengen von Ostafrika ausgeführt wird. Vom
Innern des Landes kommen Elefantenzähne, Tierhäute und Bienenwachs
(für Kerzen) in den Handel.
Ein schnelleres Aufblühen der Kolonie wird allerdings erst der
weitere Ausbau von Bahnlinien bringen. Gegenwärtig werden viele
Waren aus dem Innern auf dem Kopfe von Trägern befördert, da Pferde und
Rinder durch den Stich der Tsetsefliege zugrunde gehen und Kamele das Klima
nicht vertragen. Ein Träger bekommt täglich 7 Rupien (— 9,10 M.) Lohn für eine