22. Perikles. Athens Blüte. 47
stellen lassen, sah Xerxes dem Streite zu; Schreiber umgaben ihn, welche
die Heldenthaten der Seinen aufzeichnen sollten. Aber dieses war kein
Tag des Ruhmes, sondern der Schmach für ihn, uud sein Antlitz erbleichte,
als er die Niederlage feiner stolzen Flotte schaute.
5. Rückzug des Ferxes. Xerxes wagte feine neue Schlacht, sondern
eilte, seilte eigene Person in Sicherheit zu bringen. 300 000 Mann ließ
er unter Mardonius zurück; mit den übrigen Truppen trat er schleunigst
den Rückzug nach dem Hellespont an. Hier fand er beide Brücken durch
den Sturm zerstört; da bestieg er voll Angst einen Kahn und hielt sich
nicht eher für sicher, als bis er wieder asiatischen Boden unter seinen
Füßen fühlte. So kehrte der Mann heim, der an der Spitze von Millionen
ausgezogen war und ganz Europa hatte erobern wollen.
6. Themistokles' Ruhm und Ende. Alle Griechen priesen den
Themistokles. Als derselbe bald daraus bei den Spielen in Olympia er¬
schien, vergaßen die Zuschauer gänzlich die Kämpfenden und erhoben sich
einmütig von ihren Sitzen. „Themistokles!" ertönte es bewundernd von
aller Lippen, und einer zeigte dem andern den Sieger von Salamis. —
Themistokles that noch manches für Athen; besonders veranlaßte er es,
daß um die Stadt eilte hohe und starke Mauer erbaut wurde, worüber
die Spartaner um so mehr erbost waren, da ihre eigene Stadt nach Lykurgs
Bestimmung stets eilte offene bleiben mußte. — Spater verlor Themistokles
die Gunst feiner Mitbürger. Man klagte ihn sogar des geheimen Ein¬
verständnisses mit den Persern an, und der Retter Athens mußte aus
seiner Vaterstadt fliehen, um sein Leben zu retten. Nach längerem Umher¬
irren fand er bei Artaxerxes, dem Nachfolger des Xerxes, freundliche
Aufnahme. Als derselbe ihn aber später drängte, ein Heer gegen Griechen¬
land zu führen, gab er sich, wie es heißt, selbst den Tod.
7. Schlacht bei Platää (479 v. Chr.). Die 300000 Mann Kern¬
truppen , welche Xerxes unter Mardonius in Griechenland zurückgelassen
hatte, überwinterten in Thessalien und begannen im Frühjahr des folgen¬
den Jahres den Kampf aufs neue. Noch einmal mußten die Athener nach
Salamis flüchten und ihre Stadt der Verwüstung preisgeben. Dann aber
sammelten die Griechen ein Heer von 110000 Mann, welches unter den
Befehl eines Spartaners (Paufanias) und eines Atheners (Aristides) ge¬
stellt wurde. Bei Platää in Böotien kam es zu einer mörderischen
Schlacht. Tapfer kämpfte Mardonius auf einem weißen Rosse den
Seinen voran, bis ein Steinwurf ihn niederstreckte. Da wandten sich die
Perser zur Flucht. Der Sieg der Griechen war vollständig; auch das
ganze feindliche Lager mit unermeßlicher Beute fiel in ihre Hände.
Beendet war nun das gewaltige Ringen, gerettet die Freiheit des
griechischen Landes.
22. Perikles (444 v. Chr.). Athens Älüte.
1. Penkles. Durch die Perserkriege erwarben die Griechen nicht
nur unsterblichen Ruhm, sondern auch eine Macht und einen Reichtum,