Das ostelbische Tiefland.
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In dem Gebiet links der Oder weisen allerdings ausgedehnte Forsten stellenweise
auf mageren Sandboden hin- im allgemeinen haben aber die fruchtbaren Eiszeitablage-
rungen an Lehm und Löß das Gebiet zu einem berühmten Weizen- und Zuckerrüben-
land gemacht. An der Ratzbach (bei Liegnitz) konnte infolge der hohen Sommerwärme
ein rechter Gartenbau mit vorzüglicher Gemüsezucht entstehen. Im Industriegebiet der
Tarnowitzer höhen übertreffen die Kohlenlager an Mächtigkeit selbst die des Ruhr-
gebiets, sind aber erst z. T. erschlossen. Noch liegen in Weltabgeschiedenheit über den
Kohlenfeldern der Zukunft herrliche Waldparks. Die reiche Ausbeute an Zink stellt Deutsch-
land neben die vereinigten Staaten, von denen es erst kürzlich überflügelt ist.
Freilich wird Schlesien an seiner wirtschaftlichen Vollblüte gehindert, weil es von
Böhmen-Mähren und Polen umfaßt und so in halbinselartiger Lage von Zollschranken
begrenzt wird. Auch der Südlandrücken bietet nicht unbeträchtliche Verkehrshindernisse.
Um so wichtiger ist es, daß die Bucht durch ihren Flußlauf an das nördlichere Deutschland
geknüpft wird. Die Regulierung des Oderlaufes ist derartig geplant, daß der Strom bis
zur Grenze des Sudetenvorlandes zu einer leistungsfähigen Fahrstraße ausgebaut wird.
Der sandige Moränenschutt des Südlandrückens gestattet nur die Nutzung durch
Kiefernwaldungen und magere Felder- die Täler sind dagegen recht ertragreich und
prangen z. T. im Schmucke lockender Gbstanpflanzungen.
vie Tieslandsmulde. Ausgezeichnete Verkehrsbedingungen. Die Tieflandsmulde
ist für den Land- und Wasserverkehr hervorragend begünstigt. Wie nirgends sonst in
Deutschland können die Eisenbahnen nach allen Seiten geradlinige Wege einschlagen;
ebenso ermöglicht das dichtmaschige Fluß- und Kanalnetz einen starken Wasserverkehr.
In der ziemlich gleichartigen Naturbeschaffenschaft der Tieflandsmulde lassen sich
drei Stufen von 0 nach V/ unterscheiden, das Lehm-, Braunkohlen- und Sandgebiet.
Im 0 wird starker Zuckerrübenbau und im Warthegebiet oberhalb der Netzemündung
hopfenbau getrieben. Das Braunkohlengebiet wird durch Oder, untere Warthe und
Spree bezeichnet. Huf Ausbeute der Braunkohlen beruht der Aufschwung der Wollindustrie
im 8. Das kleine Weinbaugebiet der Grünberger höhen stellt die Polargrenze des
winzermäßigen Anbaus dar. Die reichen Heuernten im ganzen Bruchgebiet haben eine
starke Ausfuhr veranlaßt- auch der Torfstich ist bedeutend. Charakteristisch sind die riesigen
Gänseherden, die von Nußland zur Mästung eingeführt werden. Das Sandland ist schon
lange nicht mehr „des heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse", vielmehr finden
sich häusig sogar Gemüsegebiete (Gurken, Teltower Rübchen). Der Spreewald, wo der
Kahn das wichtigste Verkehrsmittel ist (B.-A. 27) und wo oft herrliche Eichen- und Erlen-
wälder die Flußarme begleiten, ist eines der schönsten Reiseziele des an landschaftlichen
Reizen durchaus nicht armen Landes, vie Rüdersdorfer Kalkberge (östl. von Berlin) haben
einen hohen wirtschaftlichen Wert.
Der Baltische Landrücken und das Küstengebiet. Einige Besonderheiten der
vier Abschnitte bei wesentlich gleichen Hauptmerkmalen. Die Verteilung von Sand-
und Lehmboden, die man in der Tieflandsmulde beobachten kann, zeigt sich in viel aus-
geprägterer Weise beim Baltischen Landrücken. Auf einem südlicheren Gürtel des von
Schmelzwassern abgelagerten Sandes, wo nur Kiefernforsten, Heiden und Kartoffelfelder
sich aneinanderreihen, folgt nordwärts ein fruchtbares Lehmgebiet, das sich zu mannig-
fachem Anbau sowie zur Rind- und Pferdezucht eignet. Auch die Küstenlage gibt dem
ganzen Gebiet etwas Gemeinsames; Handel, Fischfang und ein starker Seebäderverkehr
sind allgemein. Dennoch fehlt es auch nicht an erheblichen Unterschieden im einzelnen.