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7. Fortsetzung.
ringes, bezw. einer Stadt oder Kolonie, galt bei den Italikern als eine religiöse
Handlung und geschah bei den Römern nach etruskischem Ritus. Danach
wurde die auspicato zuerst eine Grube (mundus) gegraben und in dieselbe
hinein warf man Feldfrüchte und womöglich eine Scholle der heimatlichen
Erde; alsdann wurde die Grube gefüllt, ein Altar darüber errichtet und ein
Opfer dargebracht; hierauf mit dem Pfluge ringsum da, wo die Mauer hergestellt
werden sollte, eine Furche ('primigenius sulcus) gezogen; wo man ein Thor ein-
fügen wollte, trug man den Pflug ein Stück weit (porta a portando aratrum)1.
2. Thore. Jeder der drei genannten Mauerringe hatte seine
besonderen Thore: die romulische oder palatinische Stadt nach
etruskischer Sitte 3; die servianische Mauer wahrscheinlich 17 Thore,
worunter die porta Carmentalis (am Altar der Carmentis vorbei
zum Kapitol führend, mit zwei Jani oder Durchgangsbogen), porta
Trigemina am Aventin, porta Capena am Caelius; durch dieses Thor
führte die via Appia nach Latium; porta Collina vom Quirinal nach
Momentum gehend etc. -— Unter den Thoren der aurelianischen
Mauer sind die wichtigsten: im Norden die porta Flaminia, Au¬
relia und Salaria, im Osten die Tiburtina und Praenestina (nach
Tibur und Präneste zu), im Süden die Appia, Latina und Ostiensis.
Um 476 n. Chr. zählte die Mauer Aurelians etwa 37 Thore.
3. Straf sen zählte Rom (zur Kaiserzeit) im ganzen 215, die
sich unterscheiden in viae (29, auch plateae), clivi und vici. Ersteres
sind die grofsen und gepflasterten (stratae) Hauptstrafsen, wie
die via Nova am Palatin, die prächtige via Lata (jetzt Corso)
am Marsfelde vorbei, die via Aurelia auf dem Janiculus, die Alfa
semita nach dem Quirinal, vor allem aber die Sacra via oder
hh. Prozessionsstrafse, die vom Esquilin am Forum ßomanum und
der Regia vorbei nach dem Kapitol führte 2. — Clivi (xXivco, accli-
vis) sind die an den Abhängen hinaufführenden Fahrstrafsen, wäh¬
rend die Fufspfade dorthin semitae und gradus hiefsen. Am be¬
kanntesten sind der clivus Capitolinus, vom Forum auf das Kapitol;
clivus Publicius am Aventin, clivus Virbius am Esquilin u. s. f. —
Vicus ist der kleine Verbindungsweg zwischen den gröfseren
Strafsen; so der vicus Longus auf dem Quirinal, vicus Patricius
auf dem Yiminal; die obengenannten vici Cyprius und Sceleratus,
der vicus Tuscus zwischen Palatin und Kapitol. Wo mehrere
vici sich kreuzen, entsteht ein compitum (Kreuzweg), und wenn
sie ein Häuserviertel (insula) nach allen Seiten abgrenzen, heifst
ein Strafsen- oder Stadtviertel ebenfalls vicus. Ihre Namen er-
1 Die Beschreibung des Vorganges bei Ovid, fasti 4, 819 f.
2 Cf. Hör. serm. 1, 9, 1: Ibam forte via sacra . . .