Tas Königreich Sachsen. 103
Die Niederungen östlich von Riesa sind mit Sand bedeckt. Der Boden ist so
wenig ertragreich, daß ihn die sächsische Regierung zur Anlage eines großen Truppen-
Übungsplatzes (Zeithain) benutzt hat.
Siedelungen. Die fruchtbare, klimatisch begünstigte Talweitung von Pirna bis
Meißen ist sicher schon seit der „Steinzeit", also mindestens seit 2000 v. Chr., von
Menschen bewohnt. Zahlreich sind die Funde aus jener Periode der Menschheits-
geschichte (Steinwaffen, Töpferwaren). Ebenso sind viele Reste aus der „Bronzezeit"
(Bronzewaffen, Schmucksachen, Graburnen) und der darauffolgenden „Eisenzeit" ge-
funden worden. Die ersten Bewohner, deren Stammeszugehörigkeit man feststellen
kann, waren Germanen. Im 6.—11. Jahrhundert n. Chr. drangen Slawen (Sorben)
von 0 her ein und besiedelten nicht nur die Talaue sondern vor allem auch das srucht-
bare Meißener Lößgebiet. Viele Ortsnamen und Dorfanlagen (Straßendörfer und
Rundlinge) erinnern noch heute an die Sorbenzeit. Nach Besiegung der Daleminzier
und der Zerstörung der Burg Jahna bei Riesa drang König Heinrich I. 928 bis an die
Elbe vor und gewann das Gebiet dem Deutschtum zurück. Er gründete die Burg
Meißen, der bald andere Burgorte an der Elbe folgten.
Dresden (550000 Einw.). Dresden ist hervorgegangen aus zwei slawischen
Siedelungen, einem Rundling am rechten Elbufer (beim heutigen Neustädter Markt)
und einem Fischerweiler am linken User (nahe der Frauenkirche). Die eigentliche
Stadt ist eine Gründung Ottos des Reichen oder seines Sohnes. Sie wurde ein wenig
abseits von der Elbe angelegt, dort, wo sie durch vorhandene Wasserläufe und Teiche
leicht in eine befestigte Strominsel umgewandelt werden konnte. Die Verkehrslage
Dresdens erwies sich als sehr günstig, weil hier die Elbe von einer Westoststraße ge-
schnitten wurde (Weißeritztal, bequemer Aufstieg zum Lausitzer Hügelland). Die
Fürsten trugen durch Prachtbauten und Kunstsammlungen zur Verschönerung ihrer
Residenz bei (Zwinger, Brühlsche Terrasse, Grünes Gewölbe). So wurde Dresden
schon frühzeitig eine Handelsstadt und ein Anziehungspunkt für Fremde. Als Sitz der
Landesregierung erhielt es eine Menge öffentlicher Gebäude (Ständehaus, Ministerien,
viele Kasernen). Seine Schulen (Technische und Tierärztliche Hochschule, Konser-
vatorinm, Kunstakademie) sind berühmt. Herrliche Parkanlagen, ein Kranz von Villen-
Vororten verleihen ihm ein landschaftlich freundliches Gepräge. Die jüngste Vergangen-
heit hat aber Dresden auch zu einer der größten Fabrikstädte Deutschlands gemacht.
Die Nähe des Döhlener Steinkohlenbeckens war bestimmend für die Entwicklung der
südlichen Vorstädte zu volkreichen Jndustriebezirken. Hier gibt es Maschinen-, Papier-,
Zigarettenfabriken, große Mühlenwerke, Schokoladenfabriken. Auch für die photo-
graphische Industrie ist Dresden ein Mittelpunkt geworden. Im König-Albert-Hasen
findet ein lebhafter Umschlageverkehr statt.
Meißen (33000 Einw.). Unter dem Schutze der alten Grenzburg hat sich Meißen
schon im frühen Mittelalter zu einer wichtigen Stadt entwickelt. Albrechtsburg,
Dom und Fürstenschule St. Afra kennzeichnen Meißens einstige Bedeutung. Im
Tale der Triebisch befindet sich die berühmte Porzellanmanufaktur; in ihrer Nähe
sind noch zahlreiche andere Fabriken von Töpferwaren („Meißner Öfen"). Auch die
Vorstadt auf dem rechten Elbufer ist stark angewachsen und hat bereits den Fuß des
Spaargebirges erreicht.
Das Meißner Hügelland mit seiner fruchtbaren Lößdecke ist ein ausgesprochenes
Ackerbaugebiet und entbehrt deshalb der größeren Orte. Erst kurz vor dem Austritt