Full text: Das Deutsche Reich (Teil 6)

Frida Schanz. 
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Die Sage, die ich künden soll, ist aus. 
And so muß manche dunkle Sage enden! 
So haben manche ihren Troll im Laus. 
2. Im März. 
Es liegt das Lerz seit langen Tagen 
auf holder Wacht, 
ob nicht im Windesflügelschlagen 
der Lenz schon lacht; 
Ob schon von Knospen und von Keimen 
ein Dufthauch weht, 
ob durch die Flirr schon im geheimen 
ein Flüstern geht; 
Ob durch der Wolken Wehn und Weben 
ein Leuchten fällt 
und zitternd im Vorüberschweben 
den Pfad mir hellt. 
2. 
In dieser Tage Sonnengleißen 
in dieser Vollmondnächte Bann 
tönt's wie ein seliges Verheißen 
an das bewegte Lerz hinan. 
Im Wellenschlag der Märzenluft 
treibt schon ein heimliches Frohlocken 
wie ein verwehter Veilchendust, 
wie das Geläut entfernter Glocken. 
Verstohlen hat sich deinem Denken 
die Hoffnung wieder traut gesellt. 
Den zauberhellsten Frühling schenken 
will sie der wintermüden Welt, 
will jede Kluft und jedes Grab 
mit grünen Ranken überbrücken 
und deinen Pilgerdornenstab 
mit frischen, roten Rosen schmücken. 
3. Mein Vaterhaus. 
Nun ruht die Welt im Abendstrahle. 
Vom hohen Steig schau' ich hinaus 
und seh' im ganzen weiten Tale 
nur dich, nur dich, mein Vaterhaus. 
Du lockst so traut zum Nuh'n und Bleiben; 
das Spätlicht flammt um Dach und Schlot 
und zittert goldig in den Scheiben 
und färbt die Vuchenwipfel rot. 
Du lieber Baum, du altersgrauer, 
du dunkles Moos am Dachgestein, 
du Weingerank um Wand und Mauer, 
du Bronnenstrahl im Silberschein l 
Du Tor mit deinen spitzen Bogen, 
auf dem die Sperlingshorde lärmt, 
von blauen Schwalben überflogen, 
vom weißen Taubenvolk umschwärmt. 
Deutsches Dichterbuch. 3/
	        
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