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Europa. B. Das Gebiet der südeuropäischen Faltengebirge.
entbehrt wegen der Randgebirge des lebenspendenden Anhauchs der feuchten
Meereswinde, ist äußerst trocken und ungesund wegen der großen
Wärmeschwankungen zwischen Tag und Nacht, Sommer und
Winter. Sein Klima ist durchaus binnenländisch. Das Hochland ist
stellenweise Steppe (La Mancha) und spärlich bevölkert.
§ 69. Wirtschaftskundliches. In Spaniens Mittelmeerbezirken und den-
jenigen Hochlandsgebieten, deren Mergelboden Bewässerung erhält, ernährt
die Landwirtschaft den weitaus größten Teil der Bevölkerung. Wein
und Kork^ werden in Mengen ausgeführt. Wo der Hochlaudsboden nur
dürftige Gräser und Kräuter erzeugt, hält sich der Landwirt große Herden
von feinwolligen Merinoschafen und Ziegen. Geflügel ist sehr zahl-
reich. Weinhandel und Bergbau (Eisenerze in den Baskischen Pro-
vinzen, Steinkohlen im N des Tafellandes und Blei, Kupfer, Eisen,
Quecksilber in der Sierra Morena) wurden dnrch Engländer und Deutsche
in Blüte gebracht. In Katalonien ist die Baumwollindustrie bedeutend.
§ 70. Bevölkerung. Die Spanier entstanden aus der Vermischung der roma-
nisierten iberischen Ureinwohner mit den Germanen, die zur Zeit der Völker-
Wanderung eindrangen. Auch die Jahrhunderte dauernde Herrschaft der
Mauren hat im 3 zahlreiche Spuren von Blutmischuug hinterlassen. Einen
durch Sprache, Sitte, Unabhängigkeitssinn und Unternehmungsgeist merkwür-
digen Überrest der ältesten Bevölkerung bilden die Basken. Aber auch zwischen
den Kastilien: und Katalanen, den Andalnsiern und den Bewohnern des NW
bestehen so gewaltige Gegensätze, als ob sie nicht zu derselben Nation gehörten.
Die Bewohner der Halbinsel sind römisch-katholisch und meist von gerin-
gem Wohlstand. Bei aller Glut des Temperaments zeigen sie sich steifvornehm
und stolz. Infolge ihrer Bedürfnislosigkeit sind sie großenteils ohne Lust zur
Arbeit und von niederer Bildung. Leidenschaftlich lieben sie den Stierkampf.
Die Siedlungen bestehen auf der Meseta bei der bäuerlichen Bevölkerung,
wie in Süditalie'n, in städtegroßen, weit voneinander entfernten Dörfern. Am
Nordrande herrschen kleine Dörfer und Einzelhöfe vor, im Mittelmeergebiet
größere Städte inmitten von Berieselungsoasen oder „Bega". Die größten Sied-
lungen sind entweder Seestädte oder im Innern Gebirgsrandstädte, die immer
an fließendem Wasser gegründet wurden.
I. Der Norden.
§ 71. Die durch Brandung und Flutwelle eingesägte Nordwestküste hat einen wich¬
tigen Hafen in La Eoruna. Santiago de Compostela spielt als Wallsahrts-
ort eine große Rolle. Santander^ ist der Hasen Kastiliens. Die Baskischen
Provinzen sind trefflich angebaut und in schnellem Aufschwünge begriffen.
Bilbao (fast 100 000 E.) wurde Hauptausfuhrplatz der Eisenerze und Spaniens
größte Eisenindustriestadt.
In einem Hochgebirgstale der Pyrenäen hat sich Andorra, etwa halb so groß
wie Rügen, als selbständige Republik erhalten.
1 Die Rinde der Korkeiche wird, wenn der Baum an 40 Jahre alt ist, etwa alle 10 Jahre
in einer Dicke von 10 cm abgeschält. Das kann ungefähr 200 Jahre fortgesetzt werden.
2 D. i. Sankt Andreas.