5. Thüringen.
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An der Ausgestaltung Thüringens haben die Saale und ihre Nebenflüsse § 100.
Unstrnt und Ilm mitgewirkt. Sie schnitten in die Schichtentafeln ihre von
zahlreichen Burgen gekrönten, zum Teil von Weingärten umrankten Täler ein.
Darum gleicht das Land nur von weitem gesehen einer Hochebene.
Wie der Lauf der Flüsse dartut, senkt sich das Thüringer Becken im
ganzen nach 0. Dort fehlt ein Gebirgsabschluß gegen die Flachlandsbucht
und das Sächsische Hügelland.
b) Das Thüringer Gebirgsland. Das Thüringer Gebirgsland gleicht § 101.
einer Halbinsel, die vom Fichtelgebirge nach NW sich erstreckt. Man
nennt den NW Thüringer Wald und den 80 Frankenwald.
Dieses Gebirgsland ist ein langgestreckter, nach NW sich verschmälernder,
kammartiger Horst, der beim Absinken des nördlichen und südlichen Teiles
stehenblieb. Seine einstige Triasdecke verschwand durch Abtragung, und so
traten die älteren Gesteine zutage (st Fig. 30 und geologische Karte!).
1. Der Thüringer Wald ist ein echtes Kammgebirge mit schmalem
Hauptkamm, kurzen Seitenkämmen, ohne tiefe Einschnitte. Daher übte
es lange Zeit eine stark trennende Wirkung ans (Wasserscheide, Stammes-
scheide) und wird auch heute erst von einer Eisenbahn überschritten. Der
geschichtlich berühmte Wartburgberg am nordwestlichen Ende, an dessen
Fuße das gewerbfleißige Eisenach liegt, erreicht nur fast 400 m, der Beer¬
berg nahezu 1000 m. Als Aussichtspunkt liegt der ein wenig niedrigere
Jnselsberg günstiger. Die Flüsse haben nach N und S anmutige Seiten¬
täler eingeschnitten.
Die waldgeschmückten Täler, in denen sich freundliche Dörfer und Wiesen hin-
ziehen, verleihen dem Gebirge große landschaftliche Schönheit (Bild 32).
Längs des Kammes läuft, 170 Km lang, der streckenweise befahrbare Renn-
steigt xin alter Grenzweg. Über den Kamm führen zahlreiche Straßen und
Wanderwege. Nordwestlich vom Beerberg ist er für die Bahnlinie Berlin—
Würzburg durchtuuuelt.
2. Der Frankenwald oder das Ostthüringische Schiefergebirge, die hoch- § 103.
flächenartige Verbreiterung be§ Thüringer Waldes, ist mit dem Fichtel-
gebirge verwachsen.
Seine stark abgetragenen alten Schiefer bilden eine nach NO sanft geneigte
Platte, die der alten, blutgetränkten Heerstraße (1806 Saalfeld, Jena) nach
Bamberg, jetzt der Saaletalbahn einen bequemen Anstieg bietet, während der
Abfall zum Maingebiet steil ist.
Die Saale und ihre Zuflüsse haben gewundene Felsentäler von male-
rischer Schönheit eingeschnitten, ähnlich wie im Rheinischen Schiesergebirge.
3. Das Fichtelgebirge ist eine Hochfläche aus Schiefer, über § 103.
deren Ränder sich flachgewölbte Granitmafsen in Hufeisenform
erheben.
1 D. i. wahrscheinlich Renn- oder Botenweg, vielleicht cuich aus Rainsteq entstanden
und Grenzsteig bedeutend.