Object: Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 (Teil 3 = (Untertertia))

Philipp von Schwaben. Otto IV. der Welfe. Papst Jnnocenz III. 83 
kaiserfeindliche Bewegung einen genialen Führer. Deutschland selbst aber 
besaß jetzt in dem Kinde Friedrich II. einen unmündigen König. Während 
in Sizilien für Friedrich seine Mutter Konstanze, und nach ihrem Tod (1198) 
der von ihr zum Vormund bestellte Papst Jnnocenz III. die Regentschaft 
führte, verlangten die deutschen Fürsten eine Neuwahl. Die Staufenpartei 
wählte Philipp von Schwabens den Oheim Friedrichs II., die Welsen- 1198 
Partei Otto, den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen und den Liebling 
des Richard Löwenherz, der auch diese Wahl mit Geld unterstützte. 
Kapitel 60. 
Philipp von Schwaben. 
(1198—1208.) 
Otto IV. der welfe. 
(1198—1215.). 
Papst Innocen? III. 
(1198—1216.) 
§ 1. Die beiden Könige suchten ein jeder in seiner Weise den Papst 
zu gewinnen, um durch ihn die Kaiserkrone und dadurch die alleinige Herrschaft 
zu erlangen. Auch erklärte Jnnocenz III., noch in männlicher Jugend zum 
Haupt der Kirche erhoben, und als Theolog wie als Jurist gleich berühmt, 
in einer eigenen Denkschrift, daß, weil die Kaiserkrone ein päpstliches Bene- 
fizium (Lehen), die Entscheidung bei Wahlstreitigkeiten ein päpstliches Recht 
sei. Kraft dieses Rechts entschied er sich für den Welfen, der ihm freiwillig 
die Oberhoheit über Tnscien und andere strittige Gebiete Mittelitaliens * 
zugestanden hatte; über den Staufer aber und seinen Anhang ward der 
Bann ausgesprochen (1201). Deutschland durchtobte jetzt der Bürgerkrieg. In 
seinem Verlauf neigte das Glück der Waffen auf Philipps Seite. 1206 fiel 
das letzte Bollwerk Ottos IV., Cöln. Nun trat auch Philipp in Unter- 
Handlungen mit dem Papst ein, welcher einsah, daß er Otto doch nicht zum 
Sieg verhelfen könne. Und trotzdem daß Philipp auf der Reichsoberhoheit 
1 Philipp von Schwaben, jüngster Sohn Barbarossas, hatte nach dem Tode 
seiner beiden älteren Brüder, Friedrichs und Konrads, den geistlichen Stand verlassen 
und die Herzogtümer Tuscien und Schwaben übernommen. 
2 Denn die Befreiung Italiens von der ausländischen Herrschaft, die Befestigung 
des Kirchenstaats, und die Fernhaltung beider Sizilien vom Deutschen Reich; dazu die 
Rettung der Kirche im Morgenland, die Ausrottung der Ketzer und die strenge Ordnung 
innerhalb der Kirche: das waren die Ideale dieses Mannes. 
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