II. Die Deutschen Mittelgebirge. 11
Verkehrslage des Alpenvorlandes; seine geschichtliche Be¬
deutung. Geographisch wichtiger als seine Bodenerzeugnisse ist die Verkehrslage
des Alpenvorlandes. Von jeher war die Donau die große Heer- und Handelsstraße
Europas vom Orient zum Okzident und umgekehrt, und mit dieser Straße kreuzen
im Alpenvorlande rechtwinklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach
Mittel- und Norddeutschland führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter
der Kultur in diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeit-
alter der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereignisse war.
(Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht auf dem
Lechselde — Kreuzzüge, Blütezeit 'der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regensburg.
Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tummel-
platz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und im
Österreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonifchen Zeit.)
Die natürlichen Verhältnisse des Alpen- und Alpenvor-
landes setzen seiner Bodenwirtschaft gewisse Schranken.
Hohe landschaftliche Vorzüge machen es jedoch zu einem
beliebten Wanderziele und die Gnnst seiner geographischen
Lage verleiht ihm große geschichtliche Bedeutung.
II. Die Deutschen Mittelgebirge.
A. Die Süddeutschen Stufenländer.
1. Das Stufenland der Naab, die Oberpfal).
Oberflächenge st alt. Die östliche Hälfte der Oberpfalz erfüllt der
„Wald" (Bayerischer Wald und Böhmerwald), die westliche durchzieht ein Teil
des Frankenjura; im Norden wird das Gebiet vom Fichtelgebirge umschlossen,
während es sich gegen Regensburg nach dem Alpenvorlande hin öffnet. Die
Oberpfalz ist ein vorwiegend gebirgiges Land.
Erwerb. Infolge des vorwiegend gebirgigen Charakters ist der Boden
vielfach steinig und wenig ertragfähig, das Klima ziemlich rauh und der Bodenanbau
nur mäßig lohnend. Immerhin fehlt es nicht an Erwerbsquellen. Das Holz der
zahlreichen Waldungen dient vielfach zur fabrikmäßigen Herstellung von landwirt-
schaftlichen Geräten, von Papier, Zündhölzchen u. dgl., der Quarz des „Waldes"
zur Glasbereitung; ausgedehnte Granitbrüche finden sich bei Furth am Böhmer-
wald und im Fichtelgebirge. Der Fränkische Jura endlich enthält bei Amberg
und Regensburg ansehnliche Eisenerzlager. Der Reichtum der oberpfälzischen
Gebirge an Wald und technisch verwertbaren Gesteinen weist die Bewohner auf
Waldwirtschaft und Industrie hin.
Verkehrslage und Siedelungen. Eine Förderung erfährt die ober-
psälzische Industrie durch die günstige Verkehrslage der Provinz an der Linie
Berlin—Leipzig—München—Rom, dann durch die Nähe der böhmischen Kohlenfelder.
Die größeren Siedelungen entstanden denn auch an den Kreuzungen der Verkehrs-
linien, so Regens bürg, die Hauptstadt des Kreises, 50000 Einw.; hier münden