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Tag für Tag in Riesenportionen zu sich nahmen. Ein französischer General,
der einst beim Pfarrer eines kleinen Heidedorfes einquartiert war und von
seinem Adjutanten von dieser eigentümlichen Speise gehört hatte, sandte
seinen Reitknecht zu dem nächsten Bauernhause und ließ sich ein paar dieser
grauen Kugeln holen. Auf einem silbernen Teller wurden dieselben dem
Herrn General vorgesetzt. Ihre gewaltige Festigkeit und völlige Geschmack¬
losigkeit versetzten aber den Sohn der schönen Provence in das höchste Er¬
staunen ; es schien, als halte er die Gleichstellung von Menschen und Schafen,
wie sie in einer berühmten französischen Reisenotiz über die Heidschnucken
vorkommt, für ganz natürlich.
Eine andere Quelle, aus der dem Landmanne ein ansehnlicher Erwerb
zufließt, sind die Blüten der Heide und des Buchweizens mit ihrem reichen
Honigstoffe. Weil der Heidehonig doppelt geschätzt wird, so beschäftigen sich
die Bewohner der eigentlichen Lüneburger Heide hauptsächlich mit der Bienen¬
zucht, vor allem die des Amtes Ebstorf zwischen Lüneburg und Celle. Eine
kluge Benutzung der Örtlichkeit ist dabei die Hauptsache. Da die Heide erst
im Juli zu blühen beginnt, so werden die Bienenstöcke im Frühlinge wo¬
möglich zuerst in die Rübsamenfelder gestellt. Sobald diese abgeblüht haben,
sucht der „Imker" mit seinen Körben die Nachbarschaft weiter Buchweizen¬
felder ans und bleibt dort bis zum Juli, wo er seinen „Jmmenzaun" mitten
in der blühenden Heide errichtet und sich dann nicht eher wieder um die
Bienen bekümmert, als bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind.
Viele gehen jahraus, jahrein ausschließlich diesem Erwerbszweige nach;
andere treiben die Imkerei neben ihrer Ackerwirtschaft und verkaufen ihre
Ausbeute dann den ersteren, welche einen förmlichen Großhandel mit Honig
und Wachs treiben. Besonders ist Hamburg der Ort, wo der Imker starken
Absatz für seine Ware findet. Ganze Fuder bringt er zu Anfang des
Herbstes dorthin und kehrt mit gefülltem Beutel in sein Heidedorf zurück.
Als eine auffallende Erscheinung in der Heide verdienen noch die Perl¬
muscheln bemerkt zu werden, die sich in den Quellflüssen der Ilmenau, der
Gerdau und in andern kleinen Heidebächen finden und oft ziemlich große
Perlen enthalten. Da diese indessen meistens nicht ganz regelmäßig geformt
sind und selten eine ganz reine weiße Farbe haben, so werden sie wenig
gesucht. — Eigentümlich sind ferner die Erdölquellen im Amte Meinersen.
Hart am Ufer eines Nebenflusses der Aller, des Schwarzwassers, hat man
mehrere lange, tiefe, trichterförmige Gruben gegraben, in denen zugleich mit
dem Wasser das Erdöl hervorquillt und sich auf der Oberfläche sammelt.
Mehrmals am Tage wird dasselbe mit breiten, fächerartigen Besen von
Binsen abgeschöpft und unter dem Namen Teer in den Handel gegeben.
Durchschnittlich liefern die Gruben, deren Zahl sich ungefähr auf zwanzig
belaufen mag, täglich etwa dreißig Pfund. — Die Niederungen an der Aller
und den Nebenflüssen der Elbe enthalten unerschöpfliche TorflaQr, und der