Full text: Grundriss der allgemeinen Erdkunde

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Physische Erdkunde. 
der Anwendung physikalisch-chemischer Gesetze, so das Patentlot von 
William Thomson, bei dem die Tiefe aus dem Druçk des Wassers her¬ 
geleitet wird, der wieder durch den Grad der Zusammenpressung einer 
in einer Glasröhre eingeschlossenen Luftsäule ermittelt wird. Die Glas¬ 
rühre ist mit einem Belag von rotem chromsauren Silber versehen, das 
bei der Berührung mit Salzwasser in weißes Silberchlorid übergeht. 
Die größte bisher gemessene Tiefe der Ozeane beträgt 9780 in, 
sie liegt im Stillen Ozeane östlich der Philippinen. In demselben Welt¬ 
meere sind im Bereich der Südseeinseln noch an mehreren Stellen über 
9000 m (bei den Marianen 9635 m), im nördlichen Teil östlich der 
japanischen Inseln in der Tuscarora-Tiefe noch 8510 m gelotet 
worden. Der Atlantische Ozean hat seine größte Tiefe nördlich von 
Puerto Rico im Jungferntief mit 8525 m. Alle diese großen Tiefen 
liegen nahe der Festlandskftste in grabenartigen Senken. 
Das Relief des Meeresgrundes ist, so weit wir aus den vielfach 
recht vereinzelten Lotungen zu schließen vermögen, im allgemeinen weit 
einförmiger als das des Landes; es fehlt die Erosion, und es waltet eine 
ausgleichende Kraft, die Ablagerung, durch die alle vorhandenen Un¬ 
ebenheiten allmählich ausgefüllt werden. Steile Böschungen sind nur 
in der N ähe der Küsten beobachtet worden. Die Kontinente selbst sind 
aber meist noch von einer Flachsee umgeben, die bis zur Tiefenlinie von 
200 m reicht. Yon dort an fällt der Grund steil zu größeren Tiefen ab. 
Man betrachtet die Landmasse bis zum Rande der Flachsee als den 
Festlandsockel und bezeichnet den unterseeischen Abfall der Konti¬ 
nente als Schelf. Dieses bildet noch einen wirklichen Bestandteil des 
Festlandes und wird auch häufig noch von Talfurchen in Fortsetzung 
der kontinentalen Flüsse (Kongo) durchzogen sowie von festländischen 
Ablagerungen bedeckt. 
Die Tiefsee ist überwiegend Flachboden. Doch treten auch auf diesem 
mächtigere Erhebungen auf. Eine Reihe von flachen Schwellen, steiler 
aufragenden Rücken und breiteren Plateaus, von Untiefen und ausgedehnten 
Bänken ist uns bekannt. Außerdem wissen wir, daß die vulkanischen 
Inseln inmitten der Ozeane oft als steile Berge sich vom Grunde erheben. 
Andererseits sind auch im Flachboden der Meeresbecken zahlreiche Ein- 
senkungen gefunden, kleinere, mehr abgerundete Kessel und langge¬ 
streckte schmale Gräben. 
Yon den einzelnen Ozeanen ist der Atlantische am besten ver¬ 
messen. Sein Becken wird von einem großen S-förmigen Rücken durch¬ 
zogen, der etwa auf 2000—3000 m aufsteigt und der Träger zahlreicher
	        
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