Full text: Grundriss der allgemeinen Erdkunde

— 392 —. 
Das Palladium war ein hölzernes Bild der 
Pallas Athene, das, von der Göttin selbst geschnitzt, 
bei der Gründung Trojas vom Himmel hernieder¬ 
gefallen war. Es wurde als das höchste Schutzheilig¬ 
tum der Stadt in einem innern Tempel der Burg 
verehrt, und Troja war unbezwinglich, so lange das 
Göttergeschenk in seinen Mauern prangte. Diese 
schützende Macht des Bildes erfuhren die Griechen 
erst jetzt aus des Wahrsagers Munde, sonst hätten 
sie, statt den langen Belagerungskampf zu führen, 
von Anfang an nach der Erlangung des Bildes 
trachten müssen. Aber wie sollten sie denn jetzt das 
schwere Werk bestehen und das Heiligtum mitten aus 
der feindlichen Stadt von dannen führen? Da konnte 
wieder nur Odysseus helfen. Und der kluge, listen¬ 
reiche Held übernahm unverzagt die Ausführung des 
kühnen Wagstücks und gesellte sich auch diesmal wieder 
den tapfern Diomedes als Gefährten bei. Die beiden 
Helden schlichen sich, als Bettler verkleidet, in die 
Stadt, bemächtigten sich während der Nacht des Götter¬ 
bildes und kehrten mit demselben glücklich in das 
Schiffslager zurück. 
So hatten die Griechen nun alles erfüllt, was 
durch die Weissagung ihnen zur Eroberung Trojas 
auferlegt war: sie hatten der Stadt ihr schützendes 
Heiligtum entführt, sie besaßen die siegverheißenden 
Pfeile des Herakles, der bogenkundige Held Philoktetes 
und der junge Achilleussohn befanden sich in ihrer 
Mitte. Der Fall der Stadt schien nahe bevorzustehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.