Full text: Lehrbuch der Erdkunde

Das Kongobecken. 
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beiden Regenzeiten, die mit dem höchsten Sonnenstände eintreten, 
so daß April und November am regenreichsten sind, werden nur 
durch kurze Trockenzeiten unterbrochen. Der Regenreichtum 
fast des ganzen Jahres bewirkt zusammen mit einem hohen 
Wärmemaße die ungeheuer üppige Entfaltung des Pflanzen¬ 
wuchses. Fast das ganze innere Becken gehört einem riesigen 
Urwäldgebiete an, dessen Grenzen erst da liegen, wo der 
Boden zu bedeutendem Höhen ansteigt und das Klima kühler wird, 
oder wo im N und S mit größerer Entfernung vom Äquator die 
Trockenzeiten länger werden. 
b) Das Kulturbild. 
Bei einem Gebiete, das erst vor wenigen Jahrzehnten in den 
Kulturkreis der Menschheit getreten ist, kann noch nicht ein fer¬ 
tiges Kulturbild besprochen, sondern nur die Kulturfähigkeit 
erörtert werden. 
Von großer Bedeutung ist, daß das Kongobecken, obschon es 
unter dem Äquator liegt, nicht zu den heißesten Ländern der Erde 
gehört (mittl. Jahreswärme in Vivi am untern Kongo 25° C, 5° 
weniger als in Massaua am Roten Meere). Die Hitze ist keine 
unerträgliche, und der Aufenthalt von Europäern, die als 
Träger und Pioniere der Kultur notwendig sind, ist möglich. Die 
Wärmewirkung der Sonne wird im Innern des Kongobeckens durch 
die häufige Bewölkung des Himmels und an der Küste durch starke 
Nebelbildung, die durch das kalte Auftriebwasser des Ozeans her¬ 
vorgerufen wird, gemildert. Die ziemlich gleichmäßige Ver¬ 
teilung reicher Niederschläge auf die einzelnen Monate des 
Jahres und die immerhin bedeutende Wärme sichern das üppige 
Gedeihen fast aller Kulturen, die der Mensch versucht, wie jene 
Ursachen auch das Bild des Urwaldes entstehen ließen. In diesem 
hat die Natur in wertvollen Gewächsen, wie der Ölpalme, der 
Kautschukpflanze, Färb hölzern u. s. w., große Schätze auf¬ 
gespeichert, die nur der Ausbeutung harren. Auch der Elefant, 
der das gesuchte Elfenbein liefert, ist Bewohner des Urwald¬ 
gebietes. Das Savannengebiet, welches sich südlich und nörd¬ 
lich an die Urwaldzone anschließt, dürfte besonders für die 
Viehzucht günstige Aussichten eröffnen. Von großer Bedeutung 
ist ferner der Reichtum der Flüsse und Seen an Fischen und 
andern Wassertieren. Manche Gegenden des Kongogebiets sollen 
auch mineralische Schätze, besonders Kupfer- und Eisenlager 
besitzen. 
Auf die Zukunft des Kongolandes wird vorteilhaft die Schiff¬ 
barkeit weiter Strecken des Kongo und seiner großen Neben- und 
Zuflüsse ein wirken. Der Kongo ist von den Livingstonefällen bis 
hinauf zu den Stanleyfällen 1700 km weit schiffbar, und der 
Stanley-Pool ist der Anfangspunkt eines weitverzweigten Netzes 
von Wasserstraßen, deren Gesamtläge etwa 7500 km beträgt. 
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§ 54. 
Einfluß des 
Klimas. 
Erzeugnisse. 
Schiffahrts¬ 
straßen. 
Eisenbahnen.
	        
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