Full text: Lehrbuch der Erdkunde

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Grundzüge der allgemeinen Erdkunde. 
manche Seen von kreisrunder Gestalt, die in Vergletscherungs¬ 
gebieten Vorkommen, sind als Ausstrudelungsseen zu bezeichnen. 
Ablagerungen Mehr noch als durch diese Erosionstätigkeit helfen die Glet- 
GUetscher. scher durch die Ablagerungen der Ober- und der Grundmoräne 
das Oberilächenbild der Erde umgestalten. Die Obermoräue bildet 
sich durch das Abstürzen von Felsblöcken von den Bergwänden, 
welche den Gletscher umgeben. Wenn zwei Verzweigungen eines 
Gletschers Zusammentreffen, vereinigen sich die innern Seiten¬ 
moränen zu einer Mittelmoräne. Im Gegensatz zur Ober¬ 
moräne setzt sich die Grundmoräne vorwiegend aus Schlamm zu¬ 
sammen, zu dem auch der grobe Felsschutt allmählich zerrieben 
wird. Während Schlamm und Sand von den Gletschergewässern 
zum Teil fortgeführt werden, häufen sich die kleineren und größeren 
Felsstücke am Gletscherende als Stirnmoräne hoch an, und 
beim Zurückschreiten eines Gletschers entstehen lange Moräne¬ 
streifen. Gelangt die Rückzugsbewegung zum Stillstand, so muß 
sich der Moräneschutt in ungeheuren Massen anhäufen, wie es auf 
dem Baltischen Landrücken geschehen ist. Noch mehr muß eine 
solche Anhäufung von Gletscherschutt am Fuße vergletscherter 
Gebirge erfolgen. Indem sich das Gletschereis und die Gletscher- 
gewässer durch die Schuttmassen wieder gewaltsam Bahn brechen, 
entsteht die stark hügelige Moränelandschaft, eine richtige 
„bucklige Welt“. Wo die Gletschergewässer die von ihnen mitge¬ 
führte Sandmassen, die sog. Decksande, aufschütten, bilden sich 
dagegen höchst einförmige Sandflächen. 
Merksatz: 
10. Die Gletscher wirken umgestaltend auf die 
Erdoberfläche ein, indem sie die Felsflächen ab¬ 
schleifen, den Boden austiefen, allen lockern Fels¬ 
schutt mit sich schleppen und ihn an anderen Ört¬ 
lichkeiten als Moräne wieder ablagern. 
d) Die Tätigkeit des Meeres: Landabnagung oder Abrasion 
und Bildung von Neuland. 
^ 11 In noch großartigerem Maßstabe als die Flüsse und Gletscher 
Küstenbildung, arbeitet das Meer an der Umgestaltung der Erdoberfläche. Sehr 
wirksam ist besonders die Arbeit der Brandungswelle. Wo diese 
schneller an der Zerstörung des Landes arbeitet, als die fließenden 
Gewässer dasselbe abtragen, entstehen Steilküsten (Abb. 18 
und 19). Die Küste der französischen Normandie weicht jährlich 
30 cm zurück. Im Laufe einer langen Zeitdauer vermag das Meer 
auf diese Weise durch Abrasion (vom lat. abradere abschaben) 
weite Landflächen in seinen Bereich zu ziehen, namentlich wenn 
ein Gebiet langsam untertaucht. In letzterem Fall verschiebt sich 
die Strandlinie immer mehr nach der Höhe, und selbst hohe 
Gebirge werden mit abgehobelt. Abrasionsgebiete, die nicht zu
	        
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