Der Hunsrück nebst dem Nahe-, Saar- und Moseltale.
375
Das Rheintal. Während im Rheingau neben dem Weinbau Weinbau im
auch der Ackerbau betrieben werden kann, fehlt dafür im engen RheintaL
Rheintale der Raum. Auch für die Rebe, für die Boden und Klima
gleich günstig sind, mußten die Anbauflächen erst durch den müh¬
seligen und schwierigen Terrassenbau gewonnen werden.
Zum Weinbau eignet sich der Schiefer, aus dem die Bergwände
meistens bestehen, vorzüglich, weil er durch seine dunkle Farbe die Sonnen¬
strahlen auf sich sammelt und seine glatten Flächen das Wasser schnell ahlaufen
lassen. Durch die schräge Stellung der В ergwände wird die Wirkung
der Sonnenstrahlen vergrößert, da diese fast unter rechtem Winkel auftreffen.
Wichtig ist die Richtung des Rheintals nach NNW, weil dadurch die warmen
Strahlen der Mittagssonne Zutritt haben. Im allgemeinen ist die rechte
Rheinseite die bevorzugte (warum?). Durch Biegungen des Rheintales gewinnt
jedoch mehrmals, wie bei Bacharach, Oberwesel und Boppard, die
linke Seite günstigere Lagen. Die besondere klimatische Gunst des Rheintals
würde aber nicht so wirken können, wenn nicht das ganze Rheinland infolge
der Nähe des Atlantischen Ozeans ein günstiges ozeanisches Klima hätte.
Frostschäden kommen an den Reben selten vor, [und der Herbst bringt noch
recht warmes Wetter.
Auf'der untern Hälfte der Rheintalstrecke Bingen—Coblenz, Obstbau,
besonders bei Boppard, wird auch der Obstbau stark betrieben,
weil dort kleine Niederungen bald rechts, bald links den Strom
säumen. Namentlich Kirschen (Kirschenort Salzig), Pfirsiche
und Aprikosen sind viel angebaut. Ein bedeutender Obstversand
findet nach Holland und England statt. (Kirschemnarktage Coblenz.)
Außer dem Wein- und Obstbau sowie dem Fischfänge verkehr,
verschafft auch der Handels- und Reiseverkehr im Rheintal stadte-
mancherlei Erwerbsgelegenheit, während die Industrie wenig
entwickelt ist. Unter den Ansiedelungen sind Bingen, Ober¬
und Nieder lahnstein, sowie Coblenz (46000 E.) die bedeu¬
tendsten. Dieselben erblühten dort, wo sich größere Nebentäler
(welche?) an das Rheintal angliederten, so daß Sammel- und
Ausstrahlungspunkte des Verkehrs entstanden.
2. Der Hunsrück nebst dem Nahe-, Saar- und Moseltale,
a) Das Lamlscliaftsbild.
Auf der linken Seite des Rheines, also dem Taunus gegenüber, § 273.
liegt der Hunsrück (v. d. alten Gaunamen Hundesrucha = Hunds- Hunsrück,
rücken od. v. Hünenrücken hoher Rücken), der nach S bis Zur0berflächenbau
Nahe, nach W bis zur Saar und nach N bis zur Mosel reicht.
Derselbe stimmt in seinem innern Bau mit dem Taunus vollständig
überein (daher linksseitiger Taunus gen.). Erst durch die
Ausnagung des Rheintales wurden die beiden Gebirge getrennt.
Der hohe Quarzitrücken des Taunus setzt sich auf der linken
Rheinseite als Soonwald fort, dessen Fortsetzungen wieder Idar-
wald und Hochwald sind. Dieselben sind im Gegensätze zum
Taunusrücken durch Lücken getrennt und etwa 700 m hoch (Erbes¬
kopf 816 m). Sie prangen ebenfalls in herrlichem Waldschmucke.
Nicht bloß im N, sondern auch im S ist ihn^n eine Hochebene
vorgelagert, dort eine breitere, hier eine schmälere. Beide liegen