Full text: Praxis des heimatkundlichen Unterrichts

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sucht, darin zu lesen. Habt ihr euch aber schon gefragt, wie die Zeitung 
eigentlich entsteht? Nun, ihr sollt es jetzt hören. 
In der Schulstraße steht ein großes, rotes Haus. Das ist die Druckerei 
des Herrn Schmäling. Da wird das Gütersloher Tageblatt gedruckt. 
Wenu ihr da vorbeikamt, habt ihr oft hinter den Fenstern Männer ge- 
sehen, die vor einem hohen Kasten standen und arbeiteten. Sie nahmen 
mit der rechten Hand immer etwas aus dem Kasten und legten es auf einen 
Gegenstand, den sie in der linken Hand hielten. Was die Männer da wohl 
inachen? Wir werden es noch erfahren. Steigen wir die paar Treppen-- 
stuseu vor dem Hause des Herrn Schmäling empor, dann gelangen wir 
durch die Haustür in einen großen Raum. Au einem Pulte steht ein 
junger Mann und schreibt. Dicke Bücher liegen auf dem Pulte. In eins 
schreibt er, was der Fuhrmann eben mit dem Wagen gebracht hat. An 
der Wand hängen viele bunte Bilder; Schränke, Pulte, Tische, ein Bücher- 
brett uud andre Gegenstände erblicken wir noch in dem Zimmer. In der 
Nähe der Tür hängt ein Kasten an der Wand. Plötzlich klingelt es darin. 
Der junge Mann geht darauf zu, nimmt ein Hörrohr von dem Haken, hält 
es an das Ohr und spricht in den Kasten hinein. Dann horcht er und 
spricht wieder. Es ist ein Fernsprecher. Durch ihn kann er mit einem 
andern Mauu sprechen, der gar nicht in Gütersloh, sondern in einer weit- 
entfernten Stadt ist. 
Eben fängt der juuge Manu wieder an zu schreiben, da öffnet sich 
die Tür uud ein Kaufmann von der Berliner Straße tritt herein. Er 
will morgen einen großen Ausverkauf in der Zeitung bekannt machen. 
Aus seiner Tasche zieht er einen großen Bogen Papier, aus den er ge- 
schrieben hat, was er verkaufen will und wieviel es kostet. Der junge 
Mann zählt die Reihen und rechnet aus, was die Anzeige kostet. Für eine 
Druckzeile muß der Kaufmann 40 Pfennig bezahlen. Kaum ift er fort- 
gegangen, da kommt eine Frau in das Zimmer. In ihrem Hause ist eine 
alte Großmutter gestorben. Damit die Leute es erfahren, soll es morgen 
in der Zeitung stehen. Sie gibt einen Zettel ab, auf den die Todesanzeige 
geschrieben ist. Wieder zählt der Mann die Zeilen und sagt der Frau, was 
sie bezahlen muß. Eine Zeile kostet 12 Pfennig. So geht es immer fort. 
Bald kommt jemand uud will eine Anzeige aufgeben, ein andrer' möchte 
gern eine Auskunft haben, ein dritter erkundigt sich nach Arbeitsgelegenheit. 
Da kommt ein Mann mit einem Vollbart herein. Er tritt an ein Pult, 
uud der juuge Mann gibt ihm die angekommenen Briefe, Zeitungen und 
Anzeigen. Der Mann ist der Leiter oder Redakteur der Zeitung. Alle 
Briefe, Zeitungen, Anzeigen, Polizeiverordnungen und Bekanntmachungen 
sieht er durch und bestimmt, was morgen in der Zeitung stehen soll. 
Die eingelaufenen Anzeigen, Nachrichten, Bekanntmachungen und 
Zeitungsausschnitte werden in einen daneben liegenden Saal gebracht. 
Da sollen sie gedruckt werden. Wir treteu mit ein und sehen nns darin 
um. In uusrer Nähe stehen die Männer, die wir schon vorher von der 
Straße aus sehen konnten. Dort hinten sind noch mehrere. Jeder steht 
vor einem Kasten, der schräg wie ein Pult auf einem Regal ruht und viele 
kleine Kästchen enthält. In den kleinen Kästchen sind Buchstaben, in jedem 
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