Full text: Praxis des heimatkundlichen Unterrichts

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Kontrollversammlungen in der Zeitung. Die Zahl der Geburten, Verehe- 
lichnngen und Sterbefälle ersehen wir aus den Standesamtsnachrichte,i. 
Die Hausfrau ersieht aus der Zeitung, wo sie gut und billig kaufen, 
der stellenlose Arbeiter, wo er Beschäftigung finden kann, der Unterhaltung 
oder Vergnügungen Suchende, wohin er gehen muß, und der Kauflustige, 
wo er erhalten kann, was er wünscht. So erkennen wir, daß die Zeitung 
eine große Bedeutuug hat und zu einer nicht mehr zu entbehrenden Ein- 
richtuug geworden ist. 
Wie die Kinder ihren Eltern bei der Arbeit und bei der Gewinnung des 
Lebensunterhalts Helsen. 
Viele Kinder helfen ihren Eltern bei der Arbeit. Auf dem Lande 
können sie beim Ackerbau allerlei Dienste verrichten. Sie graben, Harken, 
hacken, legen im Frühjahr Kartoffeln, Bohnen oder Erbsen ein und helfen 
beim Pflanzen. Auch im Sommer und besonders im Herbst gibt es für sie 
viel Arbeit. Bei der Kartoffelernte, dem Rübenziehen und Blättern des 
Kohls gehen die Kinder ihren Eltern zur Hand. Besonders gut können 
sie in den Herbstferien, die in die Erntezeit fallen, helfen. So sparen die 
Eltern durch die Hilfe ihrer Kinder die Ausgaben für Arbeitsleute. Auch 
bei der Heuernte und im Garten, beim Hüten des Viehs und den Haus- 
arbeiten muß die Jugend Handreichung tun. Wenn sie so den Eltern zur 
Hand gehen, so sorgen andrerseits Vater und Mutter für alles, was ihre 
Kinder gebrauchen. 
In der Stadt haben die Eltern nicht so viel Arbeit für ihre Kinder. 
Die meisten Männer gehen zur Fabrik. Dort dürfen die Kinder nicht be- 
schäftigt werden. Ist der Vater aber ein Handwerker, so kann der Knabe 
allerlei Handdienste tun. Da lernt er schon in seiner Jugend den Hammer 
uud die Zange gebrauchen und allerlei kleine Sachen anfertigen oder 
Schäden ausbessern. Viele Kinder aber haben Stellen bei andern Leuten. 
In ihrer Freizeit gehen sie dahin und besorgen allerlei Ausgänge oder 
Arbeiten im Hause. Viele Jungen sind Lausburschen. Sie müssen die 
verkauften Sachen austragen, im Laden oder Lager aufräumen, Briefe und 
Pakete zur Post bringen, die Schaufenster putzen und andre Arbeiten tun. 
Andre Jungen sind Zeitungsträger. Sie tragen jeden Nachmittag eine 
große Anzahl Zeitungen aus. Jeder Zeitungsjunge hat in einer be- 
stimmten Gegend die Zeitungen auszutragen. 
Manche Mädchen haben Aufwartestellen. Da müssen sie allerhand 
Hausarbeiten verrichten und die nötigen Ausgänge besorgen. Andre 
wieder sind Kindermädchen. Sie gehen mit den Kindern aus oder fahren 
die Kleinen nachmittags spazieren. 
Alle diese Kinder bekommen für ihre Arbeit Geld. Ein Zeitungs- 
junge erhält wöchentlich 1,80 Jt, das macht im Monat über 7,20 JI 
und im Jahre 93,60 Jt. Kindermädchen, die noch zur Schule gehen, 
verdienen in einem Jahre 80 bis 90 Jt. Für dieses Geld können die 
Eltern ihren Kindern schon viele nötige Sachen und Essen und Trinken 
kaufen. So helfen die Kinder ihren Eltern bei der Gewinnung des Lebens- 
Unterhalts. Dadurch lernen die Kinder schon früh erkennen, wie schwer es
	        
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