Full text: Praxis des heimatkundlichen Unterrichts

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ist, erkennen wir aus der Betrachtung der Seele. Unsrer Vorstellungswelt 
dienen fünf Organe, nämlich Auge, Ohr, Nase, Zuuge uud Haut als Aus- 
nahmemittel. Dagegen haben wir nur zwei Ausdrucksmittel: die Haud 
und die Sprachwerkzeuge. Die Klarheit, Sicherheit und Dauerhaftigkeit 
unsrer Vorstellungen ist abhängig von der Stärke der Eindrücke. Je viel- 
seitiger und umfassender die Eindrücke sind, desto klarer uud dauerhafter 
sind nicht nur die Vorstellungen, sondern desto leichter uud vollständiger 
sind auch die Ausdrucksmöglichkeiten. Die bestmögliche Geistesbildung 
wird erreicht durch die gleichmäßige Ausbildung der Eindrucks- und Aus- 
drucksmittel. Das ist bisher nicht geschehen. Von ihnen sind das Auge 
und die Sprachwerkzeuge zu sehr iu den Vordergrund gestellt worden. 
Wenngleich das Auge unter den Sinnesorganen die größte Bedeutung hat, 
so genügt es doch nicht zur Auffassung der räumlichen Verhältnisse; es 
bedarf hierzu stets der Hilfe des Tastsinns. Ebenso ist die Sprache nicht 
imstande, unfern Vorstellungsschatz vollständig wiederzugeben. Wie oft 
hört man nicht sagen: Mir fehlt das Wort! Ich weiß nicht, wie ich es sagen 
soll! Kann jemand etwas durch das Wort uicht erklären, dann greift er 
oft zum Bleistift, und mit wenigen Strichen oder einer kleinen Skizze 
wird die Sache klar. Die Haud ist sowohl als Werkzeug des Eindrucks als 
auch des Ausdrucks von einer außerordentlichen Bedeutuug. Aus diesem 
Grunde ist ihre Ausbildung nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig 
zu einer umfassenderen Aufnahme- und Ausdrucksmöglichkeit. Uusre Vor- 
stelluugswelt bedarf also der Wahrnehmungen des Tast- uud Beweguugs- 
sinnes. Das hat die Schule zu beachten, und deshalb muß sie diesen Sinn 
Pflegen und ausbilden. Dazu sollen Formen, Zeichnen uud die andern 
Darstellungsweisen des Arbeitsunterrichts dienen. Sie gewähren neben 
der zu erstrebenden Ausbildung der Hand noch manche Vorteile für den 
Unterricht, und stehen auch uumittelbar im Dienste der sittlichen Erziehung. 
Der Arbeitsunterricht erweckt Freude am Tuu; der Schüler braucht nicht 
zur Aufmerksamkeit gezwungen zu werden, die schaffende Selbsttätigkeit 
schafft Abwechselung und beugt so der Abspannung uud Ermüdung vor. 
Bei ihm kann der Lehrer viel besser als bei der Wiedergabe dnrch das 
Wort erkennen, ob der Schüler die Sache wirklich verstanden oder sie sich 
nur gedächtnismäßig angeeignet hat. Er gibt einen besseren Maßstab für 
die Beurteilung der geistigen Fähigkeiten der Schüler, ermöglicht tiefere 
Einblicke in die Seele des Kindes und schützt das Kind vor einseitiger und 
ungerechter Beurteilung und Behandlung. 
Hinsichtlich des Stoffes und der Methode schließt sich der Arbeits- 
Unterricht an den Sachunterricht an. Der Stoff ist dem Anschauungskreise, 
der Heimat des Kindes zu entnehmen. Die Darstellungsarten sind 
Formen, Stäbcheulegeu, Schneiden, Zeichnen (malendes Zeichnen, 
Skizzieren), Papp- und Holzarbeiteu und Basteln. Auf der Mittel- und 
Oberstufe werden vornehmlich Formen, Schneiden, Zeichnen, Papp- und 
Holzarbeiten zur Anwendung kommen. Im heimatkundlichen Unterricht 
beschränken wir uns auf Formen und Zeichnen. Als Material für das 
Formen benutzen wir Plastilin, später Ton und Sand. Jedes Kind be- 
darf dazu noch eines sackleinenen Läppchens uud eines Linoleum-
	        
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