Full text: Praxis des heimatkundlichen Unterrichts

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rechts abbog. An der Kreuzung liegen mehrere Gebäude. Eine breite 
Holzbrücke führt über die Dalke. Aus dem großen, roten Backsteingebäude 
ertönt das Geräusch von Maschinen. Wagen halten vor dem Hause, uud 
Säcke werden hinein- uud herausgetragen. Es ist Niemöllers Mühle. 
Hier ist die alle Avenstrothsche Mühle, die zu den ältesten Mühlen Güters- 
lohs gehört. Über die Paderborner Straße gelangen wir zu dem Stadt- 
wald, und durch ihn führt uns der Weg nach Hause zurück. 
Zeichnen: Der Scheideweg. Das Brückengeländer. Eisenbahnwagen. 
Aufgaben: Auf der Friedrichsdorfer Straße. An den Dalkewiefen. 
In der Waldschule. 
Anschlußstoffe: Uhland: Einkehr. S. 186. 
25. Vom Himmel der Heimat. 
Bei unsern einzelnen Ausslügen haben die Schüler auf den Stand 
der Sonne, auf die Tageszeit und Jahreszeit, auf den Himmel, die Be- 
wölkung und die Wärmeverhältnisse geachtet. Sie müssen und sollen mit 
Bewußtsein eine Stunde, einen Tag, eine Woche, die Jahreszeiten durch- 
leben. Daraus folgt, daß sie mit der Zeiteinteilung vertraut zu machen 
sind. Sie werden nicht allgemein lernen, daß die Stunde aus eiuer 
Viertel- oder zwei halben Stunden besteht, daß der Tag 24 Standen, die 
Woche 7 Tage usw. hat, sondern sie erkennen durch selbstgemachte Be- 
obachtungen die Dauer der einzelnen Zeitmaße, die verschiedene Länge des 
Tages und der Nacht in den Jahreszeiten, die Eigenart jeder Jahreszeit 
hinsichtlich der Wärmeverhältnisse und der Niederschlagsmengen, die daraus 
beruhenden Veränderungen in der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt 
innerhalb eines Jahres. Durch die Pause gewinnen sie eine Borstellung 
der Viertelstunde, durch die Unterrichtsstunde die einer Stunde; sie habeu 
aber auch erfahren, wieweit man in einer Viertelstunde, in einer ganzen 
Stunde gehen kann. Durch die stetige Beobachtung aller genannten Er- 
scheinungen in der Schule und durch eigene Beobachtung in der schul- 
freien Zeit weiß das Kind, wie z. B. die Sonne aussieht, wo uud wann 
sie auf- und untergeht, welche Bedeutung sie für den Tag, für die Jahres- 
zeiten, für die ganze Natur hat. Es hat gesehen, daß die Sonne aus der 
Hohenzollernstraße am Morgen die rechte (westliche) Seite beschien, 
während die linke im Schatten lag, daß mittags die ganze Straße sonnig, 
nachmittags dagegen die westliche (rechte) schattig, die östliche Seite aber 
sonnig war. Es weiß, warum die Menschen an heißen Tagen den 
Schatten, an kalten die Sonne aufsuchen, daß langdauernder Sonnenschein 
Dürre und anhaltender Regen Nässe im Gesolge hat, daß die lachende 
Sonne den Menschen erfreut und ihn singen läßt, der graue Regenhimmel 
ihn trübe stimmt und das Lied verscheucht. Es hat ersahreu, was die 
verschiedenen Winde uns bringen, wie der brausende West uud der scharfe 
Ost durch die breiten, geraden Straßen westöstlicher Richtung pseisen, wie 
es au den Straßenecken und aus den freien Plätzen zugig und kalt, in den 
krummen, engen Straßen Alt-Güterslohs aber warm und geschützt ist. 
Die Richtuug des Windes erkennt das Kind an den Windfahnen auf den
	        
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