Full text: Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder

Einleitung. 
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tragen sie alles zusammen an Erfahrungen und Beobachtungen! 
Denn in dieser Welt gebrauchen die Schüler die Zinne doch, 
trotz aller ungünstigen „Analysen des kindlichen Gedankenkreises". 
Man führe sie nur in ihre Welt, man führe ihnen ihre Welt 
im Bilde, in der Handlung vor — und man wird staunen, 
was unsere Stadtkinder alles beobachtet haben. Und das lag 
bis jetzt alles brach; der Unterricht baute ja auf einem ganz 
anderen §elde neu auf! Wenn wir aber den Unterricht zu 
einer Urt Zentralstation machen, in der die Beobachtungen 
und Erfahrungen, die in der freien Zeit im Hause und auf 
der Straße erworben worden sind, gesammelt werden, so wird 
— das ist selbstverständlich — auch die Zinnestätigkeit in jeder 
Stunde wieder aufs neue angeregt. Wir wünschen, daß das 
Uind die Unschauungen wiedergibt, die es sich selbst in seinem 
individuellen Leben erworben hat. Dieser aktiv erworbene 
Unschauungsbereich, und wenn er noch so schwach und winzig 
ist, er ist doch des Uindes wertvollster Besitz, und alle neu 
hinzutretenden Bildungsmomente müssen sich an ihn anlegen, 
wenn sie auch unveräußerlicher Besitz werden sollen. Ulles 
passiv Erworbene dagegen, das flattert uns an, das fliegt 
auch beim ersten Unsturm auf und davon. Wir treiben mithin 
echteste Menschenbildung und Geisteserziehung, wenn wir 
l. Tag für Tag vor den Uugen der Kinder bunte, reichbelebte, 
rein persönliche Bilder aus der Menschenwelt entwerfen, und 
wenn wird 2. so langsam, so Stück für Stück und Strich für 
Strich an diesen Bildern arbeiten, daß die Klasse ganz von 
selbst mit gleichartigen Beiträgen in unsere Urbeit sich einfügt. 
Und das brächte zweierlei Vorteile mit sich: l. belebenden 
Einfluß auf die vorstellungs- und Darstellungskraft der Kinder 
— aus Denkern werden Dichter — 2. belebenden Einfluß auf 
die Beobachtungs- und Uuffassungskraft der Kinder — aus 
Dichtern werden Seher. Unsere Stunden werden dann nicht nur 
eine Zentralstation abgeben für alle in der Ulltäglichkeit des 
Kinderlebens aufgelesenen Beobachtungen, sondern sie werden 
auch umgekehrt, also zentrifugal wirken, wenn sie die Kinder 
sinnenfrisch und aufnahmebegierig wieder ins Leben entlassen
	        
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