Einleitung.
7
tragen sie alles zusammen an Erfahrungen und Beobachtungen!
Denn in dieser Welt gebrauchen die Schüler die Zinne doch,
trotz aller ungünstigen „Analysen des kindlichen Gedankenkreises".
Man führe sie nur in ihre Welt, man führe ihnen ihre Welt
im Bilde, in der Handlung vor — und man wird staunen,
was unsere Stadtkinder alles beobachtet haben. Und das lag
bis jetzt alles brach; der Unterricht baute ja auf einem ganz
anderen §elde neu auf! Wenn wir aber den Unterricht zu
einer Urt Zentralstation machen, in der die Beobachtungen
und Erfahrungen, die in der freien Zeit im Hause und auf
der Straße erworben worden sind, gesammelt werden, so wird
— das ist selbstverständlich — auch die Zinnestätigkeit in jeder
Stunde wieder aufs neue angeregt. Wir wünschen, daß das
Uind die Unschauungen wiedergibt, die es sich selbst in seinem
individuellen Leben erworben hat. Dieser aktiv erworbene
Unschauungsbereich, und wenn er noch so schwach und winzig
ist, er ist doch des Uindes wertvollster Besitz, und alle neu
hinzutretenden Bildungsmomente müssen sich an ihn anlegen,
wenn sie auch unveräußerlicher Besitz werden sollen. Ulles
passiv Erworbene dagegen, das flattert uns an, das fliegt
auch beim ersten Unsturm auf und davon. Wir treiben mithin
echteste Menschenbildung und Geisteserziehung, wenn wir
l. Tag für Tag vor den Uugen der Kinder bunte, reichbelebte,
rein persönliche Bilder aus der Menschenwelt entwerfen, und
wenn wird 2. so langsam, so Stück für Stück und Strich für
Strich an diesen Bildern arbeiten, daß die Klasse ganz von
selbst mit gleichartigen Beiträgen in unsere Urbeit sich einfügt.
Und das brächte zweierlei Vorteile mit sich: l. belebenden
Einfluß auf die vorstellungs- und Darstellungskraft der Kinder
— aus Denkern werden Dichter — 2. belebenden Einfluß auf
die Beobachtungs- und Uuffassungskraft der Kinder — aus
Dichtern werden Seher. Unsere Stunden werden dann nicht nur
eine Zentralstation abgeben für alle in der Ulltäglichkeit des
Kinderlebens aufgelesenen Beobachtungen, sondern sie werden
auch umgekehrt, also zentrifugal wirken, wenn sie die Kinder
sinnenfrisch und aufnahmebegierig wieder ins Leben entlassen