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Die Außereuropäischen Erdteile.
IV.
Amerika.
§ 83. Amerika, die neue Welt1) zeigt einen ganz andern Bau als
Oberflächen- Asien und Europa. Gleich diesen wird es von mächtigen Falten¬
gebirgen durchzogen. Diese laufen aber von N nach S und geben
dem Erdteil eine vorherrschende Erstreckung in dieser Richtung.
Infolgedessen wechseln die Klimazonen nicht nur in der Meridian¬
richtung, sondern auch und zwar mit viel schroffem Übergängen von
W nach 0. Nach 0 schließen sich an die Faltengebirge Amerikas
große Tieflandschaften an, in denen sich die größten Ströme der Erde
entwickeln. Durch Einsinken einer großen Erdscholle im mittleren
Teile Amerikas warden die Tieflandschaften des Nordens und Südens
getrennt, während die Hauptgebirgskette einen Zusammenhang
behielt. So besteht Amerika eigentlich aus zwei Erdteilen, aus
Nord- und Südamerika, die nur durch die schmale Landbrücke
von Mittelamerika verbunden sind.
Krün Amerika ist 42 Mill, qkm groß, also nur wenig kleiner als
gie erung. ^ Mill. qkm). Es fehlt ihm aber dessen reiche Gliederung.
Nordamerika ist mehr gegliedert als Südamerika. Seine am reichsten
gegliederte Küste grenzt aber an das Eismeer. Südamerika ist
noch weniger gegliedert als Afrika.
inEnnatüSe e^Der Einteilung Amerikas in natürliche Land-
Landschafts- schaftsgebiete läßt sich die horizontale Gliederung nur zur
Gebiete. Unterscheidung der drei Hauptteile Nord-, Mittel- und Süd¬
amerika benutzen. Will man Nord- und Südamerika weiter gliedern,
so muß man von andern Gesichtspunkten ausgehen. Bei jedem läßt
sich zunächst eiu nördliches Gebiet abgliedern, das in Nord¬
amerika ein kaltes oder kühles, in Südamerika aber ein tropisches
Klima hat. Gemeinsam haben beide Gebiete einen Riesenstrom als
wichtige Schiffahrtsstraße, das nordamerikanische den St. Lorenz¬
strom, das südamerikanische den Amazonenstrom. Nach S
schließt sich sowohl in Nord- als auch in Südamerika die Tief¬
landschaft eines andern großen, aber nach S gerichteten Stromes,
in jenem des Mississippi, in diesem des La Plata, an, von
deren Stromgebieten in jedem Fall durch Gebirge ein Küstengebiet
abgetrennt wird. Die westlichen Quellflüsse der beiden Riesen¬
ströme reichen bis hoch hinauf zu dem Hochgebirge im W, das
mit den eingeschlossenen Hochebenen und dem schmalen westlichen
Küstensaume in Nord- und Südamerika die dritte Landschaft bildet.
Wie Nordamerika mit seiner südlichen Verschmälerung in die heiße
Zone hinübergreift, so Südamerika in kühlere Gegenden der süd¬
lichen Erdhälfte.
1) Amerika wurde 1492 von Christoph Columbus entdeckt, nachdem
aber schon um das Jahr 1000 die Normannen von Island und Grönland aus
den Erdteil erreicht und betreten hatten.