Full text: Lehrbuch der Erdkunde

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Grundzüge der allgemeinen Erdkunde. 
Merksatz. 6. Der wichtigste Vorgang der Gebirgsbildung ist die 
Faltenbewegung, die durch das Zusammenschrumpfen der 
Erde hervorgerufen wird; entweder ist hierbei ein langsam 
wirkender Seiten- und Tangentialdruck tätig, indem ein an¬ 
deres Gebirgsmassiv als Widerlager dient, oder es findet 
eine Aufwölbung von unten statt; die stärksten Gebirgsfalten 
werden die Leitlinien der Faltenbewegung genannt. 
c) Die vulkanische Tätigkeit. 
§ 7. Während man früher der vulkanischen Tätigkeit eine Haupt- 
Vuikanische rolle bei der Gebirgsbildung zusprach, haben spätere Forschungen 
früherer und gezeigt, daß es sich bei ihr nur um einen begleitenden Vorgang 
späterer Zeit, handelt. Man nimmt an, daß schon beim Herabsinken und Empor¬ 
pressen der großen Erdschollen, die sich zuerst auf der Oberfläche 
der noch glühendflüssigen Erdkugel gebildet hatten, aus offenen 
Spalten große Massen vulkanischen Gesteins hervorgeflossen sind. 
In allen spätem Bildungszeiten der Erde haben vulkanische 
Ausbrüche stattgefunden. Granit und Syenit sind alte Eruptiv¬ 
gesteine, Porphyr und Melaphyr solche einer spätern Zeit, Trachyt 
und Basalt sehr junge vulkanische Gesteine. Die ganze Urgesteinzone 
der Erde ist reich an vulkanischen Einbettungen, den sog. Lako- 
lithen, die besonders in Amerika häufig vorkommen. Man würde 
von ihnen keine Kenntnis erlangt haben, wenn nicht viele nach 
Zerstörung der obersten Erdschichten zum Vorschein gekommen 
wären. In späteren Erdzeiten waren die vulkanischen Ereignisse 
gewaltsamer Art, wahrscheinlich weil die Erdrinde eine größere 
Festigkeit erlangt hatte. Sie begleiteten, wie die Verteilung der 
Vulkane erkennen läßt, die beiden Hauptvorgänge der Gebirgs¬ 
bildung, die Schollenbewegung und Faltung. Die Bruchlinien der 
senkrechten Schollenbewegung, sowie die Leitlinien der Falten¬ 
bewegung wurden auch die vulkanischen Linien der Erde, 
u ruf Verlauf1 der'* ^er Umstand, daß jn ¿er Gegenwart tätigen Vulkane 
vulkanischen "reihenweise längs der Küste oder auf Inseln liegen, legte den 
Tätigkeit. g-gflajQken nahe, daß einsinkendes Meerwasser, das in der Erdtiefe 
in Dämpfe verwandelt werde, die vulkanischen Ausbrüche hervorrufe. 
Nachdem man aber in neuerer Zeit in Afrika tätige Vulkane auch 
mitten auf dem Kontinent kennen gelernt hat, ist diese Ansicht 
nicht mehr haltbar. Auch die Annahme, daß die Vulkane durch 
Ergüsse aus dem glühenden Erdkern, also aus großer Tiefe, ent¬ 
standen wären, konnte nicht aufrecht erhalten werden, da bei der 
Kichtigkeit dieser Theorie die Vulkanausbrüche viel gewaltiger sein 
müßten. Man nimmt jetzt an, daß die Vulkan herd e in der 
Peripherie der Erde liegen. 
Die Streitfrage, ob die Entstehung der Vulkane mit den Spaltenbildungen 
der Erdrinde, wie es die Lage der Vulkane, ihre reihenweise Anordnung, wahr¬ 
scheinlich erscheinen läßt, in ursächlichem Zusammenhang stehe oder nicht, ist 
noch nicht entschieden, da für beide Theorien namhafte Forscher eintreten. 
Nimmt man einen Zusammenhang zwischen Vulkan- und Bruchbildung an, so 
läßt sich folgende Theorie aufstellen: Bei der Bildung von Brüchen der Erd¬ 
rinde hört plötzlich der gewaltige Druck, der auf den Gesteinsschichten ruht,
	        
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