14
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Merksatz. 6. Der wichtigste Vorgang der Gebirgsbildung ist die
Faltenbewegung, die durch das Zusammenschrumpfen der
Erde hervorgerufen wird; entweder ist hierbei ein langsam
wirkender Seiten- und Tangentialdruck tätig, indem ein an¬
deres Gebirgsmassiv als Widerlager dient, oder es findet
eine Aufwölbung von unten statt; die stärksten Gebirgsfalten
werden die Leitlinien der Faltenbewegung genannt.
c) Die vulkanische Tätigkeit.
§ 7. Während man früher der vulkanischen Tätigkeit eine Haupt-
Vuikanische rolle bei der Gebirgsbildung zusprach, haben spätere Forschungen
früherer und gezeigt, daß es sich bei ihr nur um einen begleitenden Vorgang
späterer Zeit, handelt. Man nimmt an, daß schon beim Herabsinken und Empor¬
pressen der großen Erdschollen, die sich zuerst auf der Oberfläche
der noch glühendflüssigen Erdkugel gebildet hatten, aus offenen
Spalten große Massen vulkanischen Gesteins hervorgeflossen sind.
In allen spätem Bildungszeiten der Erde haben vulkanische
Ausbrüche stattgefunden. Granit und Syenit sind alte Eruptiv¬
gesteine, Porphyr und Melaphyr solche einer spätern Zeit, Trachyt
und Basalt sehr junge vulkanische Gesteine. Die ganze Urgesteinzone
der Erde ist reich an vulkanischen Einbettungen, den sog. Lako-
lithen, die besonders in Amerika häufig vorkommen. Man würde
von ihnen keine Kenntnis erlangt haben, wenn nicht viele nach
Zerstörung der obersten Erdschichten zum Vorschein gekommen
wären. In späteren Erdzeiten waren die vulkanischen Ereignisse
gewaltsamer Art, wahrscheinlich weil die Erdrinde eine größere
Festigkeit erlangt hatte. Sie begleiteten, wie die Verteilung der
Vulkane erkennen läßt, die beiden Hauptvorgänge der Gebirgs¬
bildung, die Schollenbewegung und Faltung. Die Bruchlinien der
senkrechten Schollenbewegung, sowie die Leitlinien der Falten¬
bewegung wurden auch die vulkanischen Linien der Erde,
u ruf Verlauf1 der'* ^er Umstand, daß jn ¿er Gegenwart tätigen Vulkane
vulkanischen "reihenweise längs der Küste oder auf Inseln liegen, legte den
Tätigkeit. g-gflajQken nahe, daß einsinkendes Meerwasser, das in der Erdtiefe
in Dämpfe verwandelt werde, die vulkanischen Ausbrüche hervorrufe.
Nachdem man aber in neuerer Zeit in Afrika tätige Vulkane auch
mitten auf dem Kontinent kennen gelernt hat, ist diese Ansicht
nicht mehr haltbar. Auch die Annahme, daß die Vulkane durch
Ergüsse aus dem glühenden Erdkern, also aus großer Tiefe, ent¬
standen wären, konnte nicht aufrecht erhalten werden, da bei der
Kichtigkeit dieser Theorie die Vulkanausbrüche viel gewaltiger sein
müßten. Man nimmt jetzt an, daß die Vulkan herd e in der
Peripherie der Erde liegen.
Die Streitfrage, ob die Entstehung der Vulkane mit den Spaltenbildungen
der Erdrinde, wie es die Lage der Vulkane, ihre reihenweise Anordnung, wahr¬
scheinlich erscheinen läßt, in ursächlichem Zusammenhang stehe oder nicht, ist
noch nicht entschieden, da für beide Theorien namhafte Forscher eintreten.
Nimmt man einen Zusammenhang zwischen Vulkan- und Bruchbildung an, so
läßt sich folgende Theorie aufstellen: Bei der Bildung von Brüchen der Erd¬
rinde hört plötzlich der gewaltige Druck, der auf den Gesteinsschichten ruht,