Die Gesteinshülle der Erde.
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auf. Da diese alsdann schon bei geringerer Hitze in einen ieuerflüssigen Zu¬
stand übergehen, so verwandeln sie sich in sog. Magma. Die Ausdehnung, welche
sie hierbei erfahren, reicht vielleicht allein schon aus, die Magma zum Aufsteigen
zu bringen. Einfließendes Wasser, das in Dämpfe verwandelt wird, muß aber
durch die Ausdehnungskraft, welche diese besitzen, die vulkanischen Ausbrüche
fördern und bedeutend hettiger gestalten. So findet auch das häufige Vorkommen
der tätigen Vulkane an Küsten und auf Inseln seine Erklärung.
Der Beginn vulkanischer Tätigkeit wird gewöhnlich durch Erdbeben
schon eine Zeit vorher angezeigt. Der Berg fängt an zu rauchen, ein Zeichen,
daß sich Öffnungen gebildet haben. Die Erdbeben wiederholen sich; stärkere
und schwächere Stöße folgen aufeinander. Plötzlich öffnet sich der Berg in
einem breiten Spalt, die Erde dröhnt, und aus der Öffnung schießt eine gewal¬
tige weiße Wolke, hauptsächlich aus Wasserdampf bestehend, empor. In der
Höhe breitet sie sich aus, so einer Pinie ähnelnd, mit der sie schon Plinius
beim Ausbruch des Vesuv i. J. 79 v. Chr. verglich. Mit dea Dämpfen und Gasen
werden Aschenteile und brennende Fetzen von Lava in allen möglichen Größen
emporgeschleudert, so daß sich die Wolke stellenweise schwarz färbt oder feurig
aufleuchtet. Die flüssige Lava nimmt beim Niederfallen eine rundliche Form
an. Die großen Stücke werden Bomben, die kleinen Lapilli (Bilderanh. 5) ge¬
nannt. Ein Hagel von solchen brennenden Steinkugeln und von feiner Asche
geht aus der Wolke, aus der Blitze zucken, nieder. Die Wasserdampfmengen
aber, die von ihr in die Luft geführt werden, veranlassen gewaltige Regengüsse,
und schlammige Fluten wälzen die niedergegangenen Aschenmassen zum Teil
wieder fort. In der Regel ergießen sich auch Ströme glühender Lava, die im
Innern des Vulkans emporgequollen ist, abwärts, oder ein Windhauch brennender
Gase vollendet das Werk der Zerstörung, wie es bei dem Untergang der Stadt
St. Pierre auf der Insel Martinique geschah.
Die vulkanische Asche wird durch den Wind oft weithin vulkanberge,
fortgeführt, so bei dem gewaltigen Ausbruch des Inselvulkans
Krakatau über ein Gebiet von
750000 qkm. Die feinsten Aschen¬
teilchen steigen bis in die
höchsten Luftschichten. Alle
dicken Auswurfgesteine fallen
aber in nächster Nähe der Aus¬
bruchsstelle zur Erde und schütten
allmählich einen hohen Aschen¬
kegel auf. (Abb. 10.) Durch
diesen führt ein senkrechter
Kanal, dessen oberes, trichter¬
förmig erweitertes Endstück
Krater (Abb. 11) genannt wird.
Der Aschenkegel wird gewöhnlich sehr schnell wieder zerstört
und durch die Regenfluten abgetragen. Dadurch werden die
Lavamassen, die bereits in dem Abzugskanal erstarrten, frei¬
gelegt. Manche schöngeformten Vulkankegel haben sich auf
diese Weise aus ihrer Aschenhülle herausgeschält, wie die Kuppen
des Siebengebirges. Häufig gliedert sich das vulkanische Gestein
bei der Erkaltung in regelmäßigen Stämmen und Säulen voneinander
ab. Besonders der Basalt zeichnet sich durch schöne Säulen¬
bildung aus. (Bilderanh. 6.) Enthielt der Vulkankegel Hohlräume,
so bleibt ein Ringwall zurück, der häufig einen kleinen See um¬
schließt, wie es bei den Maaren der Eifel der Fall ist.
Abb. 10. Vulkanberg-.
1) Aufgeschütteter Lavaschutt oder Tuff,
2) Lavastrom, 3) Aschenkegel,
4) Hohlraum oder ausgefüllt mit erkalteter
Lava, 5) Kraterspalt.