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Die nördlichen Alpen und ihr Vorland.
2. Die Schweizer Kalkalpen,
a) Das Landschaftsbild.
§ 229. In der Kalkalpenzone der Schweiz erheben sich noch
im aHkeme!neti manche Gebirgsgruppen recht stattlich in die Höhe. Viele von
im a gemeinen..gewähren herrliche Fernsichten auf die hochgetürmten,
schneebedeckten Alpenketten. Sie selbst zeichnen sich ebenfalls
vielfach durch schöne Bergformen aus, und ferner prangen sie
meistens bis zur Spitze im Schmucke des Pflanzenwuchses.
Gesteinsarten. Unter den Gesteinsarten der Schweizer Kalkalpen sind besonders die
tertiären Bildungen der Molasse, eines groben, gelblichen Kalkes mit Bei¬
mischungen von Quarzsand und Ton, und der Nagelfluhe, eines Kalksand¬
steins, dem abgerundete Trümmer von Granit, Gneis und Porphyr in großer
Zahl eingelagert sind, hervorzuheben.
Berggruppen. höchsten oder bekanntesten Berge und Berggruppen sind
der Hohe Säntis (2500 m), der aus Nagelflahe bestehende Rigi
(= Schichten, 1800 m), der den schönsten Blick auf die Hoch¬
gebirgskette der Berner Alpen darbietet (Bilderanh. 32), und der
mit zahlreichen Felshörnern geschmückte Pilatus (2080 m). (Gib
die Lage dieser Berggruppen an!)
* Schönheit' Formenpracht und ein üppiger Pflanzenschmuck sind nicht die
der Kalkalpen einzigen Schönheiten der Schweizer Kalkalpen. Von einem Kranze herrlicher
Alpenseen sind dieselben im N umgeben. Diese sind gleichsam die Spiegel
des Schweizerlandes, in denen sich die Berge, die Wälder, die Dörfer und Städte,
die Häuser und Kirchen und das ganze Bild des Himmels, Morgenröte und
Abendröte, das schöne Himmelsblau und das Grau der Wolken malen.
Seen- Der herrlichste der Schweizer Seen ist der in der Mitte
zwischen Boden- und Genfer See gelegene Vierwaldstätter See,
der durch seine Verzweigungen einer Kreuzform ähnelt. (Zähle
die übrigen Seen am Nordrande der Kalkalpen auf!)
Das östliche Gestade der südlichsten Verzweigung des Sees ist der Schau¬
platz der Teilssage. Die wegen ihrer schönen Blicke und Durchblicke be¬
rühmte Axenstraße führt dort von dem freundlichen Orte Brunnen nach
Altdorf, wo Teil ein Denkmal gesetzt wurde. Auf der Wanderung grüßen wir
hinüber nach der einsamen Bergwiese des Eütli, die auf der anderen Seite des
Sees liegt, wir steigen hinunter zur Tellskapelle, der Uri-Rotstock ragt vor
uns auf, und den wilden Schächen sehen wir in das Reußtal hinab sich stürzen.
Der Boden-See besteht aus drei Teilen. Sein Hauptbecken, das den Namen
Ob er see führt, verzweigt sich am nordwestlichen Ende in zwei Arme, in den
Überlinger See mit der lieblichen Insel Mainau und in den Untersee mit
der Insel Reichenau. Aus letzterm tritt der Rheinstrom heraus.
b) Das Kulturbild.
§ 230. Im Kalkalpengebiet konnte sich der Anbau, weil die Täler
Anbau. eine tiefere Lage haben und auch breiter sind, mehr als in den
Hauptalpen verbreiten. Viel Verbreitung fand der Obstbau.
Die Obstbäume bilden schöne Haine um die Dörfer, da mit ihnen oft
auch das Ackerland besetzt ist. Außer Äpfel-, Birn- und Kirschbäumen
gedeiht auch die zahme Kastanie, von der man waldartige Bestände antrifft.
Wä,der- In großer Üppigkeit prangen die Wälder, die eine große
Bedeutung haben, weil der Schweiz die Steinkohle fehlt.