12
jetzt ab machte das Christenthum immer größere Fortschritte un¬
ter dem fränkischen Volke, das bis dahin noch dem Heiden-
thume zugethan war.
Der damalige Papst (Anastasius I.) ertheilte dem Chlodwig
den Titel: »Allerchristlichster König«, den auch seine Nach-
kommen fiihrten, und welcher sogar von den französischen Kö¬
nigen bis in die neueste Zeit beibehalten wurde.
Obgleich Chlodwig unter die Bekenner des Christen¬
thums ausgenommen worden war, so blieb dennoch die bloße
Annahme der christlichen Religion ohne Gewinit für seinen sitt¬
lichen Charakter; denn:
»Was hilft es mir, ein Christ zu sein,
Wenn ich nicht christlich lebe,
Nicht heilig, fromm, gerecht und rein
Zu wandeln mich bestrebe,
Wenn ich dem seligen Beruf,
Zu dem mich Gott von Neuem schuf,
Nicht würdig mich beweise,
Und Den, Der mich erlöset hat,
In Worten bloß, nicht durch die That
Und gute Werke preise?«
Noch hatte Chlodwig seiner Eroberungssucht keine Grenzen
gesetzt. Wir deutelt in Kürze nur noch an, was er als tapfe¬
rer Kriegsheld ausgeführt, sowie wir auch nicht unerwähnt
lassen, was er Tadelnswerthes gethan hat.
1) Er tinterwarf sich die Bretagne im nordwestlichen
Gallien.
2) Er überzog den Burgunderkönig Gundobald mit Krieg
und erfocht über ihn in der Schlacht bei Dijon (506) einen
Sieg, durch welchen er die Burgunder, ohne sich dieselben völ¬
lig zu untertverfen, wenigstens zinspflichtig machte.
3) Er griff endlich auch die Westgothen an, welche den
schönsten Theil von Gallien inne hatteit.
In de»t Kriege gegen die Westgothen erlegte er deren König
Alarich II., Schwiegersohn Theodorich's des Großen, mit eige¬
ner Hand und nahm dann das schöne Land zwischen der Ga-
ronne und Loire in Besitz.