4. Jnnerasien.
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Karakorüm fort. Der Karakorüm, das „schwarze Gebirge", umschließt
im W mit dem Himalaja, dem Hiuduküsch, dem Kweuluu und dem Tien-
schau das Pamir-Hochland, ein burgartig emporgehobenes, seenreiches, von
breiten Mulden und zahlreichen Ketten durchzogenes Steppengebiet von 5000 m
Höhe. Der Tienschan, das „Himmelsgebirge", bildet das südwestliche
Gebirge des stafselsörmig nach NO zurückweichenden, nur in der Pforte der
Dsüngarei unterbrochenen Nordwestrandes von Jnnerasien. Im NO begrenzt
der Altai die Dsnngarei. Dieses Steppenland bildete wiederholt ein Aus-
bruchstor nach W für die mongolischen Völker und vermittelt jetzt eiueu großen
Teil des Güteraustausches zwischen China und Rußland. Am Baikal-See
schließen das Sajäuische und das Jablonoi-Gebirge den Wall. Die Ost-
grenze Zentralasiens sind die meridional streichenden Ketten des östlichen
Tibet, die nach 8 und 80 fächerförmig auseiuaudergeheu, und verschiedene
Randgebirge, darunter das Chingan-Gebirge.
B. Der innere Teil Zentralasiens.
a) Oberflächenbild. Der Kwenlnn, der sich vom Pamir gegen 0 bis § 115.
zum Chingan-Gebirge und bis nach China hinein erstreckt, scheidet Jnnerasien
in zwei Teile.
1. Das Hanhai im N ist der größere Teil (etwa 1000 m hoch). Es
trägt seinen Namen (Hanhai = „trockenes Meer") mit Recht; denn noch
zur Tertiärzeit bildete es das Becken eines Meeres, das durch die Dsün-
garische Pforte einen Abfluß fand. Der abflußlose westliche Teil heißt nach
dem einzigen größeren Fluß Jnuerasieus, dem Tarim (Bild 84), der in den
Lobnor mündet, das Tarimbecken oder nach den Bewohnern Osttnrkestän.
Der östliche Teil führt verschiedene Namen: Gobi („Wüste"), Schämo
(„Sandmeer"), die Mongolei.
2. Den Südteil bildet Tibet, ein von hohen, parallelen Gebirgsketten
durchzogenes, gefaltetes Hochland, das höchste der Erde (fast Montblanc-
Höhe, 4500 m). Der westliche Teil und die Nordostecke sind abflußlos. Im
gebirgigen, seenreichen 0 und 30 liegen die Quellgebiete der großen Ströme
Ost- und Südostasiens.
b) Klima, Pflanzen, Tiere. Für das Klima des Landes sind Verhältnis-
mäßig heiße Sommer und eisig kalte, fast wolkenlose Winter bezeichnend.
Durch die Trockenheit der Luft werden die Temperaturgegensätze noch ver-
schärft. Die durch Steigungsregen befeuchteten Randgebirge haben sämtlich
einen mit Vegetation bedeckten Fußgürtel und am Außenrande dichten Wald.
Höher hinauf folgt zunächst ein breiter Schuttgürtel von verwittertem
Gestein; dann beginnen Bergmassen aus festem Fels. Das Innere ist
wegen seiner sehr spärlichen Niederschlagsmengen meist Sand wüste mit
Steppen und Oasen oder Kieswüste. Da der Wald fehlt, so dient bei
dem Mangel an Holz der getrocknete Kot der Herden als Brennstoff.
Die Sandwüsten Zentralasiens sind auch die Heimat furchtbarer Stürme.
Anbau des Bodens gestatten nur geschützte und durch Quellen und Flüsse
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