Full text: Für Seminare (Teil 2)

A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 309 
die lößbedeckte Podolische Granitplatte mit ihren fruchtbaren Ackerfluren 
nach 0. Sie wird von den linken Nebenflüssen des Dnjestr (südlich von 
Lemberg ab auch von diesem selbst) in engen, gewundenen Tälern durchschnitten. 
Südlich vom Dnjestr fließen Prnt und Seret der Donau zu. 
Die auf sehr kalte Winter folgenden heißen Sommer und die durch 
Steigungs- uud sommerliche Gewitterregen verursachten beträchtlichen Nieder¬ 
schlagsmengen sind dem Ackerbau in dem durchweg äußerst fruchtbaren Lande 
sehr günstig. Er erzeugt reiche Mengen an Getreide, namentlich an Roggen 
und Mais, für die Ausfuhr. Ausgedehnte Grasflächen bedingen eine blühende 
Viehzucht. Die Hänge der Karpaten sind mit Nadelwald, die Vorberge 
mit Laubwald geschmückt; in der Bukowina steigt der Anteil des Waldes 
auf 50 % der Gesamtbodenfläche. Ebenso wichtig wie die Erzengnisse der 
Landwirtschast sind die ungemein reichen Schätze an Salz und Petroleum, 
die am Fuße der Karpaten gehoben werden. Große Salzbergwerke haben 
besonders Wieliczka und Bochnia südöstlich von Krakau: die Hauptfundstätten 
für Petroleum liegen im SO. Galizien steht unter den Petroleumläuderu 
der Erde an dritter Stelle, wenn auch weit hinter der Union und ebeufo 
hinter Transkankafien. Endlich reichen noch bis in die Gegend von Krakau 
die oberschlesischeu Steinkohleulager ins Land hinein. 
b) Bewohner und Siedlungen. Politisch gehört der größere Teil des Kar- 
Patenvorlandes zum Königreich Galizien, der kleinere südöstliche Teil bildet 
das Herzogtum Bukowina. Das Weichselgebiet wird überwiegend von katho- 
tischen Polen, der O Galiziens von Rotrussen oder Ruthenen bewohnt, die sich zur 
griechisch-katholischen Religion bekennen. Die Bukowina hat außer ruthenischer 
noch im 80 rumänische, griechisch-orthodoxe Bevölkerung. Die Inden des Landes 
s12 o/g) beherrschen den Handel fast vollständig. Deutsche sind in Sprachinseln 
auf dem Laude und als geringer Bruchteil der städtischen Bevölkerung ver- 
treten. — Hinsichtlich Bildung, Besitz und Lebensführung besteht eine gewaltige 
Kluft zwischen dem gutsbesitzenden Adel und der Stadtbevölkerung einerseits uud 
der wenig gebildeten, armen und bedürfnislosen Landbevölkerung anderseits. Seit 
Jahren wandern die Landbewohner in beträchtlicher Zahl ins Deutsche Reich ein, 
um als Bergleute in den rheinisch - Westsälischen Kohlenzechen oder als landwirt- 
schaftliche Sommerarbeiter auf großen Gütern lohnendern Erwerb zu finden. 
1. Galizien: Krakau (150) an der Weichsel, früher Jahrhunderte hindurch 
die Hauptstadt Polens und die ehemalige Krönungsstadt der polnischen Könige, 
verdankt ihre Entwicklung zum großen Teil ihrer geographischen Lage. Hier kreuzt 
die Hauptverbindungsstraße zwischen dem ehemaligen Polnischen Reiche, der Donau 
und dem Mittelmeer sowohl mit dem von Südrußlaud nach Norddeutschland wie 
mit dem über wichtige Karpatenpässe nach Thorn und Danzig führenden Wege. 
Wegen ihrer militärischen Wichtigkeit ist die Stadt stark befestigt. In Ostgalizien 
liegt die Landeshauptstadt Lemberg (210), ein wichtiger Bahnknotenpunkt und 
Handelsplatz, wie Krakau eine polnische Universität. 
2. Bukowina: In Cz>tsch^ ernowitz (90) am Prnt sind ein Drittel der 
Einwohner Juden, sast zwei Drittel Deutsche. Die Stadt treibt bedeutenden 
Handel. Sie ist im Besitz der östlichsten deutschen Universität.
	        
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