Hoffmann: Unser Trinkwasser.
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und in alle Häuser die Gefahr der Verseuchung tragen. Infolge aller
dieser Erfahrungen stellt sich immer mehr die Notwendigkeit heraus,
Trinkwasser, das von öffentlichen Wasserleitungen und Brunnen geliefert
wird, im Hause noch einer besondern Filtration zu unterwerfen.
In England, dessen Gesundheitspflege noch heute vorbildlich ist, sind
solche Hausfilter allgemein in Brauch, während in Deutschland, teils aus
Unkenntnis, teils aus einer gewissen Fahrlässigkeit, bis jetzt nur sehr
wenige Menschen ihre Gesundheit auf diese Weise zu schützen suchen.
Die moderne Technik liefert eine Anzahl Filter zum Hausgebrauch, die
auf verschiedenen Systemen beruhen. Unter allen vorhandenen erzielten
bis jetzt die besten Ergebnisse das System Chamberland-Pasteur, das
französischen Ursprungs ist, und das System Nordtmeyer-Berkefeld, eine
deutsche Erfindung. Alle anderen Filter haben sich in bezug auf Bakterien¬
dichtigkeit nicht bewährt, z. B. das Kohlenfilter, das zwar Farbstoffe und
üble Gerüche zurückbehält, aber eher eine Zunahme der Bakterien tm
Wasser herbeiführt.
Das Chamberland-Filter besteht aus Kaolin (Porzellanerde) und kommt
wenig in Deutschland, dagegen hauptsächlich in Frankreich zur Verwendung.
In Deutschland hat man als das beste System das Kieselgurfilter
Nordtmeyer-Berkefeld anerkannt. Sein Absatzgebiet ist, wie das aller
guten deutschen Erzeugnisse, ein besonders großes im Ausland! Es kommt
in England als Hausfilter ziemlich ausschließlich zur Verwendung, wie
denn auch die englische Armee in Südafrika mit Berkefeld-Filtern aus¬
gerüstet war. Ebenso diente es in China unseren deutschen Truppen zur
Herstellung guten Trinkwaffers. In vielen Krankenhäusern, Kasernen,
Irrenanstalten und überall da, wo es sich darum handelt, nicht einwand¬
freies Trinkwaffer in gesundes zu verwandeln, ist es gleicherweise in
Gebrauch. Denn es arbeitet schnell und vollständig keimfrei. Unter dem
Druck der Wasserleitung, d. h. mit dieser verbunden, gibt ein Hausfilter
durchschnittlich 100 Liter in der Stunde. Je nach Beschaffenheit des
Leitungswaffers, seinem höhern oder niedrigern Bakteriengehalt, erhöht
oder vermindert sich das Ergebnis.
Das Filter besteht aus einer hohlen Kerze von gebrannter Diatomeen¬
erde aus den Kieselgurgruben in Unterlüß in der Lüneburger Heide.
Die Kerze für Hausgebrauch ist ca. 20 ein lang, 5 em dick, gebrannt und
von gelblich-weißer Farbe, ähnlich dem Meerschaum. Dem obern Ende des
Filters ist ein metallenes Verschlußstück angefügt mit einem durch eine
Gummiplatte gedichteten Ausflußrohr. Mittelst dieses Ansatzstückes schraubt
man das Filter in einer Metallhülse fest. Diese hat nun einen Abzugs¬
hahn und seitwärts ein Rohrstück mit Schraube, das zur Befestigung an
der Wafferleitung dient. Das Leitungswaffer tritt durch das seitliche
Rohr in den Raum zwischen Metallhülse und Filter, filtriert durch die