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zu einem größeren Zeitabschnitte, den wir Woche nennen, zusammen, und
wahrscheinlich hat der Mond Veranlassung dazu gegeben, da derselbe etwa
7 Tage (genauer 7 Tg. 9 Std.) gebraucht, um von einer Phase zur andern zu
gelangen. Als Anfang der Woche rechnen wir den Sonntag, die Juden den
Sonnabend, die Türken den Freitag, beide bei Sonnenuntergang. Die
Namen dereinzelnen Wochentage stammen von der Astrologie (Sterndeutekunst)
und sind von den Planeten: Saturn, Jupiter, Mars, Sonne (?), Venus,
Merkur und Mond hergenommen, die nach der Ansicht der Chaldäer und der
alten Egypter in der angegebenen Reihenfolge die einzelnen Stunden des Tages
beherrschen sollten. Nach dem die erste Stunde des Tages beherrschenden
Planeten erhielt der Tag den Namen.
Bei den alten Egyptern war Sonnabend der erste Wochentag, dessen
erste Stunde Saturn beherrschte, weshalb er Saturnstag (lat. dies Saturni,
noch heute engl. Saturday) hieß. Zählt man nun, mit Sonnabend beginnend, die
24 Std. des Tages nach der oben angegebenen Planetenreihe durch, nach dem
Monde wieder von neuem mit Saturn beginnend; so ergibt sich, daß der Sonn¬
tag — dies Solis, Tag der Sonne, Montag == dies Lunae, Tag des Mondes,
Dienstag = dies Martis, Tag des Mars, Mittwoch = dies Mercurii, Tag Merkurs,
Donnerstag = dies Jovis, Tag Jupiters, Freitag = dies Veneris, Tag der Venus
ist. Unsere deutschen Namen weichen von diesen alten etwas ab; denn
Dienstag ist nach dem alten Kriegsgotte Ziu, Donnerstag nach dem Donner-
gotte Thor, Freitag nach der Göttin Freia, der sächsischen Venus, benannt.
3. Der Monat. Nach der Woche bildet der Monat den nächst größeren
Zeitabschnitt. Daß er seinen Namen dem Monde verdankt, geht schon aus dem
Namen hervor. Für die Zeitrechnung ist nur der synodische Monat wichtig,
d. h. die Zeit, welche von einem Neumonde bis zum nächst folgenden vergeht.
Er hat eine Dauer von 29 Tg. 12 Std. 44 Min. 2,9 Sek. Nach solchen Monaten
rechnen gegenwärtig noch mehrere Völker, wie die Araber und die Türken,
und nennen 12 derselben ein Mondjahr, welches daher eine Dauer von
354 Tg. 8 Std. 48 Min. 34,8 Sek. hat. Auch die Juden gründen ihren Kalender
auf den Mond, suchen aber zugleich mit der Sonne in Uebereinstimmung
zu bleiben.
Unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen sind römischen Ursprungs; sie
heissen Januar (nach Janus, dem Gotte der Zeit, verdeutscht Jänner) Februar
(von februare, reinigen, jebrualia, das Reinigungsfest der Römer, in diesem Monat
gefeiert), März (vom Kriegsgotte Mars), April (von aperire, öffnen [der Blüten]),
Mai (von der Göttin Maja), Juni (von Juno oder Junius), Juli (Julius Cäsar,
früher Quintiiis, d. i. der fünfte, vom März an, mit dem die Römer ihr Jahr
begannen), August (vom Kaiser Augustus, früher Sextiiis, d. i. der sechste),
September (d. i. der siebente), October (d. i. der achte), November (d. i.
der neunte), December (d. i. der zehnte).
Seitdem bei den Christen später Januar der erste Monat des Jahres ge¬
worden, passen die letzteren Namen nicht mehr; denn so wurde z. B. September
zum neunten Monat etc.
Uebrigens haben sich unsere Monate vom Monde entfernt, da sie theils 30
(April, Juni, Septbr., Novbr.), theils 31 Tage haben (Jan., März, Mai, Juli,
August, Octbr., Decbr.), mit Ausnahme des Februar, der in Gemeinjahren 28,
in Schaltjahren 29 Tg. zählt.
4. Das Jahr ist der größte der im gewöhnlichen Leben unterschiedenen
Zeitabschnitte; es ist die Zeit, innerhalb welcher die Erde ihre Reise um die
Sonne vollendet. Genau genommen geschieht dies in der Dauer eines siderischen
Jahres oder in 365 Tg. 6 Std. 9 Min. 10,7496 Sek. Da aber die Erde den
Parallelismus ihrer Achse (s. S. 73) nicht genau bewahrt, und infolge dessen die
Sonne schon etwas früher zum Frühlingspunkte zurückkehrt; so ist das tropische