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die Verwendung von geographischen Charakterbildern und die in ihrem hohen
Werte immer mehr erkannte Landschaftsschilderung. Man kann ohne Über-
treibung von dem dargestellten Verfahren behaupten, daß es wie kein anderes den
Schüler in das wirkliche Wesen der geographischen Erscheinungen einführt, daß es
den Geist bildet, indem es die Tätigkeit des Verstandes herausfordert, daß es dem
Lernenden die Arbeit erleichtert und die Erfolge des Unterrichts sichert, daß es
infolgedessen und durch die ihm innewohnende reiche Abwechselung im Zögling das
Interesse und die Freude am Unterricht rege erhält.
Aufgabe: Weise den kausalen Zusammenhang der geographischen Erscheinungen
eines Gebietes in der Reihe der bekannten Gesichtspunkte nach (Lage, Grenzen, Größe,
horizontale Gestalt usw.)!
§ 8-
Die Vermittelung klarer und richtiger Vorstellungen der Erdräume.
Die Besprechung der Mittel zur Veranschaulichung des geographischen Stoffes
setzt die Erörterung der Frage nach der Eigenart der erdkundlichen An--
schauung voraus. „In diesem Lehrfache wollen wir das Auge des Lernenden
durch die Räume der Erdoberfläche führen, wollen wir ihn die Formen schauen
lassen, welche die Natur diesen gegeben hat, damit er jeden Erdraum von anderen
sicher unterscheiden und auf Grundlage dieser Unterscheidung seiner Eigenart gemäß
betrachten und beurteilen lerne. Raumvorstellungen sind es also, mit denen wir
zu arbeiten haben. — Diese umspannen unendliche Masse; zu fernen Weiten, zu
riesigen Längen und Breiten, zu endlosen Tiefen, zu verschwindenden Höhen dehnen
sich ihre Bilder vor dem Auge aus." x) Von ihrer Klarheit und Richtigkeit hängt
der Erfolg des geographischen Unterrichts ab, da sie die Grundlage für seine weitere
Geistesarbeit bilden.
Das beste Mittel zur Erzielung klarer erdkundlicher Raumvorstellungen ist
danach die Beobachtung der Natur selbst auf Spaziergängen, Wanderungen und
Reisen. Die Schule wird sich in deren Anwendung aber immer enge Grenzen
ziehen müssen. Für sie spielen daher die wichtigste Rolle Natur- und Kunstgegen-
stände aus fernen Erdräumen, sowie plastische und graphische Nachbildungen geo-
graphischer Objekte, die einzeln oder in Gemeinschaft die unmittelbare Anschauung
ersetzen sollen. Daneben kann sie nie der Mittel entraten, die sich durch das Wort
an die Phantasie des Schülers wenden, um mit ihrer Hilfe Vorstellungsbilder in
seinem Geiste hervorzurufen. Man hat sie nicht unpassend Mittel der inneren An-
schauung genannt.
1. Spaziergänge, Wanderungen, Reisen.
Nach Diesterweg ist die beste Geographie die selbsterlebte. Das Reisen ist
daher ihre erfolgreich st e Forschungs- und Lehrmethode. „Die
Seele kommt den Dingen auf Wanderfahrten mit gesteigertem Interesse entgegen
und reißt sie an sich, ist immer in Spannung, etwas Neues aufzunehmen. Daher
die Beobachtungsgabe Weitgereister, daher der erstaunliche Ortssinn der Natur-
Völker, nur erworben auf Jagdstreifen, Handels- und Kriegszügen. Wandernd ge-
winne ich durch die Muskelgefühle Vorstellungen von Berg und Tal, wandernd
i) Kerp, Die erdkundlichen Raumvorstellungen. Berlin, Reimer.