Bestimmung der geographischen Breite.
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9. Bestimmung der geographischen Breite.
1. Der in Fig. 9 gezeichnete Kreis sei ein Längenkreis, 0 der Beobachtungs¬
ort. Dann ist AMO= cp die geographische Breite von 0. Ist ferner OP parallel
zur Erdachse und O^ITangente des Längenkreises, so werden sowohl AMO wie
^2 POH durch die mit a bezeichneten Scheitelwinkel zu 90° ergänzt. Mithin ist
POH= AMO = (p. — Nun führt OP, da sie parallel zur Erdachse ist, zum
sichtbaren Himmelspol; OH verläuft als Tangente des Längenkreises von 0 aus
nach Norden bzw. nach Süden. Als Tangente der Erdoberfläche liegt sie in der
Ebene des scheinbaren Horizonts. Der so gebildete Winkel heißt Polhöhe. Ihm
entspricht am Himmel derjenige Bogen des Meridians, der zwischen dem sichtbaren
Himmelspol und dem Nordpunkte (auf der nördlichen Erdhälfte) bzw. dem Süd-
punkte des Horizonts (auf der südlichen Erdhälfte) liegt. — Warum gehört der
Bogen dem Meridian an? Warum steht er senkrecht zum Horizont? — Aus dem
ersten Teil dieses Abschnittes folgt nun:
Die geographische Breite irgendeines Erdortes ist gleich seiner
Polhöhe.
9. Polhöhe.
10. Quadrant.
2. Zum Messen der Polhöhe kann der in Fig. 10 abgebildete Senkelquadrant
gebraucht werden. Diesen bringt man in die Ebene des Meridians, hält ihn also
senkrecht, so daß seine Ebene von Süden nach Norden weist, und zielt uuu an AB
entlang nach dem Pole. Dann ist, wie leicht zu erweisen, der am Gradbogen abzu-
lesende Winkel a die gesuchte Polhöhe. — Zum Anzielen des Pols wird auf der
nördlichen Halbkugel zumeist der Polarstern benutzt. Da er nur wenig vom Pole
entfernt ist, liefert seine Höhe schon nach geringer Verbesserung die Polhöhe. (Bgl.
Naut. Jahrbuch, Seite 238—243.)
3. Mit Hilfe anderer Sterne kann die Polhöhe gefunden werden, sobald die
Abweichung der Sterne bekannt ist. In Fig. 11 stelle SBON den sichtbaren Teil
des Himmelsmeridians dar, A den Beobachtungsort (Erde), NS die Nord-Süd-
Ume des Horizonts und P den Pol. Dann ist Bogen PN bzw. PAN= cp die