Full text: Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte (Teil 5)

Italien. 11 
volkreichste Stadt Italiens und, abgesehen von den Naturreizen der umgebenden 
Landschaft, auch wegen des überaus lebhaften Treibens der Bevölkerung viel 
besucht. Desgleichen ragt es als Handels- und Jndustrieplatz unter den 
italienischen Städten hervor. — Die Landschaft Apulien ist reich an Getreide. 
Wein u. dgl. Die wirtschaftlichen Verhältnisse Unteritaliens sind jedoch infolge 
des vorherrschenden Großgrundbesitzes wenig befriedigend. 
Die Insel Sizilien. In einer früheren erdgeschichtlichen Periode mit Italien 
zusammenhängend, wird sie in ihrem nördlichen Teile von der Fortsetzung der 
Apenninen durchzogen. An der Ostseite erhebt sich völlig isoliert der Riesenkegel 
des Ätna, 3300 m. Die innere Hochfläche ist infolge der Abholzung kahl, 
dagegen sind die Küstenländer, besonders an der Nordseite der Insel, gut an- 
gebaut. Die Hauptprodukte bestehen in Weizen — schon im Altertum war 
Sizilien die Kornkammer Italiens — und Baumfrüchten. Unweit der Südküste 
finden sich die großen Schwefellager. Die wichtigsten Siedelungen liegen an der 
Nordküste: Messina, 1908 durch ein Erdbeben großenteils zerstört, und 
Palermo (300000 Einw.), in ausgezeichneter Fruchtebene, die von den Italienern 
als conca d'oro (goldene Muschel) bezeichnet wird. An der Ostküste ist der 
Hauptort Catania (100000 Einw.), ferner liegt hier Siracusa, im Altertum 
die bedeutendste griechische Kolonie und eine der volkreichsten Städte.^ 
Italienische Auswanderung. Die Erwerbsquellen des Landes reichen nicht hin, 
die außerordentlich stark zunehmende Bevölkerung genügend zu ernähren. Ein großer 
Teil der Bewohner sieht sich daher genötigt, die Heimat 
zeitweise oder dauernd zu verlassen. 1907 hat die Zahl 
der Auswanderer 700000 erreicht, so daß Italien unter 
allen Staaten Europas, die Auswanderer entsenden, weit- 
aus an erster Stelle steht. Die zeitweiligen Auswanderer 
liegeben sich nach den Nachbarstaaten: Frankreich, der Schweiz, 
Deutschland und Osterreich, um sich hier als Erdarbeiter, 
Maurer usw. zu verdingen. Sie kehren vor Eintritt des 
Winters nach Italien zurück. Die dauernd Auswandern- 
den (1907: 416000) wenden sich hauptsächlich nach drei 
Gebieten: den Vereinigten Staaten von Amerika, Süd- 
amerika (Südbrasilien und Argentinien) und Nordafrika. 
Am stärksten haben unter diesem Menschenverlust Venetien 
und die südlichen Provinzen zu leiben; es sind dies die 
Gebiete des Großgrundbesitzes. 
Wirtschaftliche Stellung Italiens. Italien hat in den letzten Jahrzenten 
in wirtschaftlicher Hinsicht sehr anerkennenswerte Fortschritte gemacht. Die Haupt- 
Ursachen hievon sind: die Herstellung der Alpenbahnen (Mont Cenis, Simplon, 
St< Gotthard, Brenner, Semmering), die Eröffnung des Suezkanals und die 
staatliche Einigung. Im Vergleich zu den nördlicher gelegenen Ländern Europas 
hat Italien freilich in Handel und Industrie nur die Stellung einer Macht 
zweiten Ranges, hauptsächlich infolge seines Mangels an Kohle und Eisen. 
Die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr sind: Wein, Rohseide, 
Olivenöl und Südfrüchte. Mineralien, Strohgeflechte, Seide und die 
Fischer-Geist deck. Erdk, f. Höh, Mädchenschulen. V. Seil. 2 
700000 
600000 
,, 
' 
, 
,» 
r 
>» 
5 , 
) 
/w 
Italienische Auswanderung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.