Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (H. 2)

Die Alpen. 
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eine starke Ackerkrume. Diese ist dagegen sehr spärlich in Südeuropa, weil 
hier bei der Trockenheit die Verwitterung sehr gering ist und die wenige 
Erde noch durch heftige Güsse der Regenzeit abgespült wird, wodurch 
dann die Gebirge kahl und nackt erscheinen und sich die scharfen Formen 
derselben ausbilden. — Durch dieselben tektonischen Vorgänge, die die 
Oberflächengestalt Europas schufen, werden auch seine Grenzen bestimmt. 
Die Südgrenze bilden die tiefen Becken des Schwarzen und des Mittel- 
ländischen Meeres, durch Einbrüche entstanden. Dardanellen und Bos- 
porus sind untergetauchte Täler, das Asowsche Meer und der nördliche 
Teil des Schwarzen Meeres ganz seichte Überflutungen des russischen 
Flachlandes. Die West- und Nordgrenze der Pyrenäenhalbinsel werden 
gleichfalls durch Einbrüche bezeichnet. Von hier aus verläuft die Grenze 
gegen den Atlantischen Ozean und das Nördliche Eismeer an der Tiefen- 
linie von 200 m Meerestiefe, wo der Festlandssockel steil zur Tiefsee 
abfällt. Alle Inseln, die auf diesem Sockel liegen, gehören zu Europa, 
auch die Färöer und Island, weil sie sich aus einem unterseeischen Rücken 
von weniger als 700 m Tiefe erheben. Die Golfe an der Nordwestseite 
sind nur seichte Überschwemmungen des Festlandsockels. Auch die flachen 
Mulden der Nord- und der Ostsee sind Binnenmeere sehr jugendlichen 
Alters, wahrscheinlich erst während der Eiszeit entstanden.^ 
§ 2. Die Alpen. 
1. Die Natur. Südlich von Deutschland breitet sich das groß- 
artigste Hochgebirge Europas, die Alpen (d. h. die Hohen), aus. In der 
Mitte Westeuropas gelegen, erstrecken sie sich vom Ligurischeu Meere in 
einem nach Südosten offenen Bogen über 1000 km weit nach Osten und 
endigen in einer Breite vom Wiener Walde bis zum Adriatischen Meere. 
Während die seitliche Breite im Westen geringer ist (am Montblanc 
130 km), nimmt sie nach Osten zu (bei Verona 240 km) und beträgt 
im Durchschnitt ungefähr 180 km; der Raum, den das Gebirge bedeckt, 
umfaßt über 200000 qkm, also fast die Hälfte des Deutschen Reiches. 
Bei dieser gewaltigen Ausdehnung reichen die Alpen vom Mittelmeer und 
der Poebene bis zum nördlichen Alpenvorlands, vom Rhonetieflande bis 
zur Ungarischen Tiefebene. So machen die Alpen schon durch ihre wage- 
rechte Ausdehnung einen gewaltigen Eindruck. Sie erheben sich als 
eine breite, hohe Mauer, die sich in die West- und Ostalpen gliedert. 
Die Grenzlinie zwischen beiden zieht sich vom Lago Maggiore (madschore) 
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