Metadata: Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht

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nordwestlichen Deutschland brachten. Selbst Reichsfürsten waren nicht 
sicher vor Gewalttaten; so raubte der Ritter Kunz von Kaufungen 
aus dem Schlosse zu Altenburg die beiden Söhne des Kurfürsten 
von Sachsen, Ernst und Albert (der sächsische Prinzenraub 1455). 
Beunruhigungen des Reichs von außen. — Während 
der Regierung Friedrichs JH. eroberten die Türken 1453 Konstan- 
tinopel und drangen mehrmals über des Reiches Grenzen, ohne daß 
ein Reichsheer zu Verteidigung auszog. — Ein noch gefährlicherer 
Feind beunruhigte das Reich im Westen. Es war der Herzog 
Karl der Kühne von Burgund, der sein von den Alpen bis zur 
Nordsee reichendes Gebiet zum Königreiche erheben wollte. Er 
hatte schon Elsaß und Lothringen erobert und beabsichtigte, auch die 
Schweiz in seine Gewalt zu bringen. Die Schweizer, welche ver¬ 
gebens das Reich um Hilfe gebeten hatten, schlugen das stolze 
Heer Karls bei Granson, Murten (1476) und Nancy (1477), wo 
Karl fiel. („Bei Granson verlor ich den Mut, bei Murten daS 
Gut, bei Nancy das Blut.") Der Kaiser tat nichts gegen Karl 
den Kühnen, ja er unterhielt sogar geheime Verbindungen^^ diesem 
Reichsfeinde, um seinen Sohn Maximilian mit der einzigen Tochter 
und Erbin Karls, Maria von Burgund, zu vermählen, welche Ver¬ 
bindung nach dem Tode Karls des Kühnen wirklich zustande kam, 
wodurch Österreichs Hausmacht bedeutend vermehrt ward. 
Erfindung der Buchdruckerkunst. — In die Regierunas¬ 
zeit Friedrichs in. fällt auch ein Ereignis von der höchsten Be¬ 
deutung für das geistige Leben der ganzen Welt; um 1450 er¬ 
fand Johann Gutenberg die Buchdruckerkunst. 
Maximilian I. (1493 — 1519). — Persönlichkeit. — Maxi¬ 
milian, der letzte Kaiser des Mittelalters, war „groß und stark, 
von wahrhaft königlichem Ansehen; in seinen jüngeren Jahren 
wallte sein Haar in blonden Locken um den Nacken; in seinen tief¬ 
braunen Augen war Feuer mit Güte zu lesen, und die hohe Stint 
und Adlernase vollendeten den Ausdruck der Erhabenheit in seinen 
Zügen". Nicht mit Unrecht hat man ihn „den letzten Ritter" ge¬ 
nannt; denn in ihm vereinigten sich noch einmal alle ritterlichen 
Tugenden des Mittelalters: Mut, Tapferkeit und Unerschrockenheit, 
ritterliche Treue und aufrichtige Gottesfurcht. Daneben zeichnete 
sich der vielbeschäftigte Herrscher durch regen Sinn für Künste und 
Wissenschaften aus. 
Was hat er für das Reich getan? — Der unter seinem 
Vorgänger eingerissenen Unordnung und Gesetzlosigkeit machte 
Maximilian ein Ende, indem er aus dem Reichstage zu Worms
	        
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