Das Königreich der Niederlande.
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und Tertiärboden. Die Geest ist durch Ablagerungen der Eiszeit ent-
standen. Über den fruchtbaren Diluvialboden, der auch damals noch den
Boden einnahm, wo heute die Nordsee liegt, breiteten die abtauenden
Gletscher und später Flüsse die Sande aus. Dann wurde das Land von
Flüssen in breiten Tälern durchfurcht. Als die Nordsee durch Senkung
entstand, bildeten sich die Täler zu seichten Meeresbuchtuugeu um, vor
denen die Meereswogen einen fortlaufenden Strandwall aufbauten. Nun
wurden die Buchten von den Flüssen mit fruchtbarem Schwemmland aus-
gefüllt zu Marschen. Als das Meer und die Marschen weiter sanken,
wurde der Dünenwall durch die Flut zerstört; es bildeten sich die Südersee
sim 13. Jahrhundert) und die Inseln. Nun begann der Kampf der Be-
wohner gegen das Meer durch Deichbauten und Entwässerungsanlagen.^
Infolge der Nähe des Meeres und der offenen Küste weht beständig ein
feuchter Seewind, der viel Regenfälle und Nebel bringt. Dazu ist das
Klima ziemlich gleichmäßig mild mit kühlen Sommern und wenig kalten
Wintern. Die Niederlande besitzen also ein feuchtes Klima. So sind
die Niederlande der Natur nach ein am Meere gelegenes, nie-
driges, reich bewässertes Tiefland mit feuchtem Klima.
2. Die Bevölkerung. ^Die Bewohner stammen von den Batavern
und Friesen ab, die um Christi Geburt dort wohnten. Das Land gehörte
wie Belgien seit 843 zu Lothringen. Als es sich der Reformation an-
schloß und nun durch Philipp II. politisch und religiös bedrückt wurde,
löste es sich 1579 von Spanien und auch vom Deutschen Reiche los.
Im Westfälischen Frieden wurde die Unabhängigkeit anerkannt. Im 17.
und 18. Jahrhundert erwarben die Niederlande bedeutende Kolonien und
die Seeherrschaft, die sie aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts größten-
teils an England verloren. Der Wiener Kongreß vereinigte 1815 die
Niederlande mit dem katholischen Belgien; letzteres riß sich aber 1830
wieder los.^> Der Verfassung nach sind die Niederlande ein konstitutionelles
Königreich. Die Einwohnerzahl beträgt über 5 Millionen, die Dichte
über 160; fast 2/3 der Bewohner sind evangelisch, katholisch und ein
verhältnismäßig großer Prozentsatz mosaisch. Ursprünglich ein Bauernvolk,
das sich zu großer Handelstätigkeit emporgearbeitet hat, nehmen alle
Bewohner am Wohlstande teil, so daß kein schroffer Gegensatz zwischen
arm und reich besteht. Die Volksbildung ist allgemein verbreitet. Von
dem Boden sind 27% (über ijA) Heide und Moor, 8% (also 1lli)
Wald, 37% (also fast 2/5) Wiese und Weide. — In dem südöstlichen
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