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Europa.
ober Almen, die dort aufsteigen, wo der Baumwuchs aufhört, d. h. bei
etwa 1800 m1.
Die Alpen erstrecken sich von den Golfen von Marseille und von Genua
bis au die Donau bei Wien und bis fast an das Nordende des Adriatischen
Meeres. In eine gerade Linie ausgestreckt, beträgt ihre Länge 1100 km
(— Berlin - Liverpool [ftto'rpül]). Eine Linie vom Bodensee den Rhein
hinauf und über den Splügenpaß bis an den Comer See teilt sie in die
West- und die Ostalpen. In der Mitte jener, an der schmälsten
Stelle des ganzen Gebirges, 7° 0, erhebt sich der höchste Gipfel des
Erdteils, der von Gletschern^ rings umgürtete Montblanc, d. i. Weißer
Berg (4800 m). In den Ostalpen ist der höchste Gipfel der Bern in a
(4050 m), in Österreich der Ortler (3900 m), im Deutschen Reiche die
Zugspitze (3000 in).
§ 9. Die Höhen der Alpen erglänzen mehr als die anderer Gebirge in Feldern
ewigen Schnees und in Gletschern (s. farbige Tafel „Morteratsch-Gletscher"), die
im Hochsommer die Flüsse Mitteleuropas (darunter vier Hauptströme) speiseu.
Ihre Schneestürze oder Lawinen sind namentlich im Frühjahr gefahrbringend.
Unter den herrlichen, blauen oder grünen Alpenseen zeichnen sich ans der Genfer
See, der Vierwaldstätter See und der Bodensee^ an der Nordseite, der
Lago Maggiore (Langensee), der Comer See und der Gardasee an der Süd-
seite. — Trotz seiner Höhe besitzt das Hochgebirge eine große Anzahl von Über-
gängen oder Pässen <s. Bild 9), nach denen tief eingeschnittene Flußtäler hinausführen
und die von den angrenzenden Staaten durch treffliche Straßen erschlossen sind. Der
berühmteste ist der Brennerpaß, 1360m, nur 220m höher als der Brocken. Durch
deu St. Gotthard führt die Eisenbahn in einem 15 km langen Tunnel vom Vier-
waldstätter See an den Lago Maggiore (Langensee)^. — Von den bekanntesten
Charaktertieren der Alpen sind Bär, Steinbock und Lämmergeier selten geworden,
häufiger ist das Murmeltier und der Steinadler. Die Ostalpen ernähren viele Gemsen.
8 10. Von minderer Bedeutung sind die drei anderen Hochgebirge Europas,
die Hohe Tatra, in den Karpaten, die Pyrenäen, zwischen dem Mittel-
meer und dem Golfe von Biseaya ^wiskäja^, und die Sierra Nevsw^äda,
im 8 der Pyrenäen-Halbinsel.
§ 11. An drei Seiten sind den Alpen Mittelgcbirgslandschaften vorgelagert:
im W das Französische, im N das Deutsche Mittelgebirge, im 0
1 Alpes — „hohe Gebirge". Der Name wird vorwiegend auf Hochgebirge mit solchen
Bergweiden angewandt. Wandbild: Hölze! Nr. 1, 5, 6,11, Lehmann Nr. 9, 10, 24, 26, 31.
2 Die Schneemassen, die im Hochgebirge fallen und in seinen höheren Teilen,
oberhalb der Grenze des ewigen Schnees oder kürzer der Schneelinie, nicht mehr
wegschmelzen, gleiten unter dem Drucke der eigenen Schwere zu Tale und verwandeln
sich auf diesem Wege durch Druck, Auftauen und Wiedergefrieren in schmiegsames
Gletschereis, das in kleinen Stücken farblos, in größeren prachtvoll blau aussieht. Wie
Flüsse gleiten die Gletscher hinab, in den Alpen mit einer durchschnittlichen Geschwindig-
keit von etwa 100 m im Jahre. Sie schleppen mancherlei Gesteinstrümmer mit sich, die
Moränen genannt werden, schmelzen ab, wo sie in die tieferen und darum wärmeren
Täler sich erstrecken (Gletscherzungen), und entsenden kalte, wasserreiche Bäche. —
(S. farbige Tafel „Morteratsch-Gletscher".) Wandbild: Lehmann Nr. 11,12, Geistbeck-Eng-
leder Nr. 3. — ^Wb. Geistbeck-Engleder Nr. 9, Lehmann Nr. 32. — » Wb. Lehmann Nr. 34.