Full text: Landeskunde des Deutschen Reiches (H. 4 = Lehrstoff d. Obertertia)

5. Norddeutsches Flachland. 
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nicht mehr^. Regelmäßige Dampferverbindungen mit allen Ländern der Erde, 
besonders mit Großbritannien, Nord- und Südamerika und den deutschen 
Kolonien in Afrika, Sitz der größten deutschen Reederei, der Hamburg-Amerika- 
Linie2, die von keiner einzelnen Reederei der Erde übertroffen wird. Welt- 
markt für Kaffee, Hauptausfuhrhafen für Erzeugnisse der chemischen Industrie 
und für Zucker, Stapelplatz für Kolonial- uud deutsche Waren jeder Art, Aus- 
gangspunkt von sechs Bahnen. Wichtige Börse, Banken und Schiffsversiche- 
rungsanstalten. Deutsche Seewarte. Die Doppeleigenschaft als Freihafen und 
als Zollgebiet hat in den Vororten vielerlei Industrien hervorgerufen, die 
nicht nur dem Schiffbau und dem Schiffsbedarf jeder Art dienen, sondern auch 
die über See eingeführten Früchte und Rohstoffe verarbeiten und jetzt weit 
mehr Menschen ernähren als Handel und Schiffahrt. So ist Hamburg die 
zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches geworden, die mit den schleswig- 
holsteinischen Borstädten ein Bevölkerungszentrum von mehr als 1 Mill. Einw. 
bildet inmitten einer sonst dünn besiedelten Landschaft. 
Die Stadt, erbaut auf niedrigem, von Kanälen (Fleeten) durchzogenem 
Marschboden, später auf den Geestrücken im W ausgedehnt, hat im Innern noch 
manchen winkligen, malerischen Straßenzug. Die Ufer der seeartig erweiterten 
Alster und die neueren Stadtteile schmücken schöne Bauten (Rathaus). Am hohen 
rechten Elbufer, das von einem breiten Endmoränenwall gebildet ist (f. Bild 32), 
liegen endlose Reihen von Villen in herrlichen Gärten. 
An der Elbmünduug nahe der Nordspitze der Provinz Hannover Kux- 
Häven, Vor- und Winterhafen. 
Ihm entspricht an der Wesermündung Bremerhaven, der Ausgangspunkt § 
der ozeanischen Dampfschiffahrt Bremens und der Reichsdampferlinien nach 
Ostasien2 und Australien, der erste deutsche Auswandererhafen. Freihafen, im 8 
zusammengewachsen mit der hannoverschen Hafenstadt Geestemünde, die durch 
Schiffbau, Hochseefischerei und als Fischmarkt bekannt ist, im N mit *8ehe. 
70 km die Weser aufwärts liegt die Freie Hansestadt Bremen. 
Seit der Unterweserkorrektion und Erbauung des Freihafens ist Bremen für 
mittlere Dampfer zugänglich. Der zweite deutsche Welthandelsplatz 4, ein euro¬ 
päischer Reis- und Tabakmarkt, Haupteinfuhrhafen für Baumwolle und Schaf- 
wolle, die „Königin der Weser". Hervorragend ist besonders durch den Nord- 
deutschen Lloyd Bremens Reederei, die hauptsächlich dem Verkehr5 mit der Union 
(New Jork, Baltimore, New Orleans), mit Südamerika, Ostasien und Australien 
dient. Die Stadt Bremen ist auf einer Düne angelegt an der Stelle, wo die 
alte Köln-Hamburger Straße einen leichten Übergang fand uud bis zu der die 
Flutwelle die früher kleineren Seeschiffe hinauftrug. Die Stadt ist im Gegensatz 
zu Hamburg weitläufig gebaut. Bedeutende Industrie für Schiffsbedarf und 
1 Der Schnelldampferverkehr wird darum auf der unteren Elbe durch Flußdampfer 
vermittelt. 
2 Früher lautete der Name „Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft" 
woraus die Abkürzung „Hapag" durch die Anfangsbuchstaben gebildet ist. 
3 Abwechselnd mit Hamburg. 
4 Stettin hat nach Hamburg und Bremerhaven-Geestemünde den größten Seeschiffs- 
Verkehr, aber Bremen hat im Welthandel eine weit bedeutendere Stellung. Die 
bremische Seeflotte machte 1900 60% der hamburgischen aus und übertraf die gesamte 
preußische Seeflotte. 
5 Einfuhr und Ausfuhr aus dem Zollgebiet betrugen 1900 fast ein Drittel der 
hamburgischen.
	        
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