Vorwort.
Das vorliegende Buch ist als Hilfsbuch beim erdkundlichen
Unterricht in erster Linie für Lehrerseminare bestimmt. Für
diesen Zweck mag sein Umsang reichlich groß erscheinen, selbst
wenn den Belehrungen aus der Allgemeinen Erdkunde ein volles
Semester zugewiesen wird. Doch soll nach meiner Ansicht das
Buch auch nicht Seite sür Seite „durchgearbeitet" werden; denn
ein Lehrbuch kann nie den Lehrer ersetzen. Der Schüler muß
aber Gelegenheit haben, das im Unterricht Behandelte nachzulesen,
sich dabei gleichsam mit dem Buche nochmals über den Lehrstoff
zu unterhalten. Dabei ist es kein Nachteil, wenn die Lektüre ihm
hier und da ein weiteres Beispiel bietet, einen neuen Gedanken
in ihm anregt, und wenn er genötigt wird, längere Ausführungen
zu kurzer Wiedergabe zu verdichten oder umgekehrt einzelne An-
deutungen des Buches nach des Lehrers Darlegungen weiter aus-
zuführen. Er soll sich nicht sklavisch an den Text binden, sondern
sich in sreier Arbeit den Inhalt zu eigen machen, um bei der
Wiedergabe desselben die Form selbst zu finden. Ich habe immer
bemerkt, daß bei sehr knapper Fassung eines Lehrbuches die
schwächeren oder bequemeren Schüler leicht zum Memorieren des
Textes kommen, während strebsame vergeblich Gelegenheit zu
weiterer Durcharbeitung des im Unterricht Gebotenen suchen.
Selbstverständlich soll damit nicht einer breiten Darstellung das
Wort geredet sein; nur möge das Lehrbuch etwas mehr bieten
als eine kurze Wiederholung der Unterrichtsergebnisse.
Es ist weiter zu beachten, daß manche Abschnitte aus der
Allgemeinen Erdkunde schon im geographischen oder physikalischen
Unterricht der Präparandenanstalt behandelt werden und im
Seminar nur einer Wiederholung und Ergänzung bedürfen (Erd-
Magnetismus, Lawinen, Gletscher, Fjorde u. a.). Wo zudem, wie
es jetzt ja nicht ganz selten der Fall ist, der Geographieunterricht in
beiden Anstalten in einer Hand liegt, da kann der Lehrer schon
in der Präparandenanstalt diese Stoffe so behandeln, daß später
aus dem Seminar eine Wiederholung derselben hauptsächlich nach
dem Buche geschehen kann. Und wenn trotzdem der eine oder der
andere Abschnitt des Buches im Unterricht nur gestreift werden
kann, so ist das weiter kein Unglück. Ein dem Schüler lieb-
gewordenes Lehrbuch wird ihm auch noch später mancherlei bieten,
und nicht, wie mancher knappe Leitsaden, nach der Ausbildungs-
zeit von ihm srohen Herzens in die hinterste Ecke seiner Bücher-
sammlung gestellt werden.