Das Hochgebirge der Alpen.
Im Passe des Kleinen St. Bernhard hängt die Gran
Paradiso-Gruppe, die aus zwei sich kreuzenden Hauptkämmen besteht,
mit der Montblanc-Gruppe zusammen. Diese erstreckt sich in uord-
östlicher Richtung von der Jsere (isähr) bis zur Rhoue, 100 km weit,
und ist auch im W und 0 durch Hochgebirgstäler deutlich abgeteilt.
Sie bildet eiue gewaltige, wenig gegliederte und mit ununterbrochenem
Schneegürtel gepanzerte Felsenmauer, die aber vou zahlreichen Felsspitzen
gekrönt ist. Unter diesen erhebt sich der Montlblanc (spr. mo"bla"
— weißer Berg), der höchste aller Alpengipfel, bis zu 4800 m.
Im Paß des Großen St. Bernhard hängt die Montblanc-
Gruppe mit der Monterosa-Gruppe zusammen. Diese Alpenkette hat
von allen Alpenketten die bedeutendste mittlere Kammhöhe, nämlich von
Z400 m und ist daher stark vergletschert. Sie hat bis zum Mouterosa
(4640 m), dem zweithöchsten Alpengipfel, eine östliche, von dort bis zum
S implon-Passe (2010 m) eine nordöstliche Richtung.
Wie ein gewaltiger Eckpfeiler steigt die breitgewölbte Schneekuppe desMonterosa
aus der Lombardischen Tiefebene empor. Aber noch majestätischer ist das stolze Matter-
born (4480 in), der schönste und am kühnsten aufstrebende Berg der ganzen Alpen.
Das Rhonetal trennt die Monterosa-Kette von den Bern er
Alpen (Abb. 22.), der mächtigen Finsteraarhorngruppe (s. S. 20).
Die Rhsme (lat. Rhodanus, v. kelt. rho — Flnß n. dan — reißend),
entfließt dem herrlichen Rhone gl et scher. Die Paßhöhe der Fnrka
(— Gabel) trennt das Rhonetal vom Reußtale, das nach 0 zu dem etwa
2u00 m hohen Felsplateau des St. Gotthard hinführt. Von diesem scheinen
die Alpenzüge nach allen Seiten auszustrahlen (s. S. 21). In Pässen
hängen die Alpenzüge zusammen; aber Flüsse, die auf dem St. Gotthard
oder in der Nähe entspringen, haben tiefe Furchen zwischen ihnen gezogeu.
(Nenne diese Flüsse! Wohin fließen sie, und welche Gebirgsketten werden
durch ihre Täler getrennt? Aus welchen Quellflüssen bildet sich der Rhein?
Welchem kleinen See entfließt der Vorderrhein? Welche Richtung schlägt
er ein?)
2. Iie Aatlialpeu des westlichen Alpengevietes.
§ 93. Das landschaftliche Gepräge der Kalkalpen weicht von
dem der Hanptalpeu fehr ab. Jäh aufsteigende Felswände ragen trotzig
in die Höhe; aber freundliche Vorberge, geschmückt mit dem Grün der
Matten und zerstreuten Tannengruppeu, umgeben ihren Fuß und mildern
das Trotzige ihrer Erscheinung. (Beachte den Vordergrund auf Bild 22!)
Dieses Bild kehrt fast im ganzeu Kalkalpeugebiet der Schweiz
vom Boden-See (540 qkm) bis zum Geufer See (580 qkm) wieder.
(Neuue bekannte Berggipfel in diesem Gebiet! Vgl. S. 22).