Full text: Lehrbuch der astronomischen Geographie

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Zeit in einem größten Kreise einhergeschritten ist, den man die (scheinbare) Mond¬ 
bahn nennt. Der Mond zeigt also auch eine zweifache Bewegung: eine tägliche, 
in welcher er von O nach W einen Tagkreis zurücklegt, und eine monatliche, von 
W nach O gerichtete, bei welcher er innerhalb 27 Tg. 7 Std. 43 Min. 11,5 Sek., 
welche Zeit man einen siderischen Monat nennt (sidus = das Gestirn), einen grö߬ 
ten Kreis, die Mondbahn, durchwandert. 
Vergleicht man die Lage dieser Bahn mit der der Ekliptik, so findet man, daß 
sie nahezu mit der letzteren zusammenfällt, indem sie nur 5° 8' 40" davon abweicht. 
Jedenfalls bleibt der Mond stets innerhalb des Tierkreises und durchläuft in der an¬ 
gegebenen Zeit dieselben 12 Sternbilder, wie die Sonne, weshalb man seine Stellung 
am Himmel auch nach den bekannten 12 Zeichen anzugeben pflegt, wie aus den 
meisten Kalendern ersehen werden kann. 
2. Stellung des Mondes zur Sonne in den einzelnen Phasen. Achtet man 
genauer auf die Stellung des Mondes zur Sonne in den einzelnen Phasen, so ergibt 
sich folgendes: 
Beim Neumonde ist der Mond meist nicht zu sehen; nur wenn eine sogenannte 
Sonnenfinsternis eintritt, erscheint er als dunkle Scheibe vor der Sonne und entzieht 
uns entweder teilweise, oder ganz das Licht der letzteren. Er steht dann also in 
gleicher Richtung mit der Sonne oder in Konjunktion mit derselben (Cc/O), und 
geht deshalb (meist) zu gleicher Zeit mit ihr auf und unter. Gewöhnlich erst am 
zweiten Tage nach dem Neumonde wird der Mond in Gestalt einer schmalen, nach 
rechts (nach der Sonne) ausgebogenen schmalen Sichel mit zwei feinen Hörnern 
nach Sonnenuntergang am Abendhimmel sichtbar, wobei man die übrige Mondscheibe 
in mattem Lichte, das aschgraue Licht genannt, erblickt. Der Untergang erfolgt 
nun kurze Zeit nach dem der Sonne. Mit jedem folgenden Tage wächst der Abstand 
des Mondes von der Sonne, zugleich aber auch die Breite der Sichel, während das 
aschgraue Licht mehr und mehr erbleicht. Ist etwa eine Woche, genauer 7 Tg. 
9 Std., seit dem Neumonde vergangen, so ist die Sichel bis zur halben Scheibe, zum 
ersten Viertel, angewachsen, neben welchem das aschgraue Licht für das unbewaffnete 
Auge verschwunden ist; im Fernrohre ist es noch schwach sichtbar. Die Entfernung 
von der Sonne beträgt jetzt 90° oder 3 Zeichen, und die obere Kulmination erfolgt 
etwa 6 Std. nach der der Sonne (warum nicht auch Auf- und Untergang, wird später 
klar werden). Der Mond steht in der ersten Quadratur mit der Sonne (([□©)• In 
den folgenden Tagen nimmt der Abstand beider Himmelskörper noch mehr zu, bis 
derselbe nach etwa 2 Wochen vom Neumonde ab, genauer nach 14 Tg. 18 Std., bis 
auf 180° oder 6 Zeichen angewachsen ist. Der Mond steht nun der Sonne gerade 
gegenüber oder in Opposition mit ihr (dc?0). Seine Lichtgestalt ist bis zur vollen 
Scheibe, zum Vollmonde, angewachsen; er geht dann bei Sonnenuntergang auf und 
scheint die ganze Nacht hindurch, im Sommer also kurze, im Winter lange Zeit. Die 
obere Kulmination erfolgt 12 Std. nach der der Sonne, also um Mitternacht. Bis jetzt 
war zunehmender Mond, und es beginnt nun der abnehmende. Indem sich der 
Mond im Sinne seiner monatlichen Bewegung, also von W nach 0, immer weiter von 
der Sonne entfernt, wird die Entfernung zu einer Annäherung in entgegengesetzter 
Richtung. Sind wieder 7 Tage 9 Std. verflossen, so hat der Mond bis zum letzten 
Viertel abgenommen und steht als solcher, da er der Sonne im Tierkreise 270 voraus 
ist, nur noch 90° von derselben. Er erreicht den Meridian nun schon 6 Std. vor der 
Sonne (eigentlich 18 Std. nach derselben) und ist in blassem Lichte oft vormittags 
am Himmel zu sehen. Wird nun in den folgenden 7 Tg. 9 Std. die Annäherung des 
Mondes an die Sonne noch größer, so wird er wieder allmählich zur Sichel, aber nach
	        
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