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tags) entstehen kann, so sind wir im Stande, folgende Bedingungen des
Regenbogens anzugeben:
1. Regen und Sonnenschein muß zu gleicher Zeit stattfinden.
2. Sonne und Regenwolke müssen auf entgegengesetzten Seiten des
Himmels sein.
3. Die Sonne darf nicht zu hoch stehen.
4. Die Regenwolke muß einen dunklen Hintergrund abgeben.
Aufmerksame Kinder machen im Laufe eines Sommers bald die Ent¬
deckung, daß der Regenbogen nickt inimer gleich groß ist, und zwar desto
großer, je niedriger die Sonne am Himmel steht. Daß der Bogen zuweilen
nicht mit beiden Enden zur Erde reicht, hängt von dem inangelhaften Hinter¬
gründe ab.
Laßt man die Schüler die Farben zählen, so bringen sie es in der Regel
nur bis 5, obwohl sie wissen, daß der Regenbogen ficbcnfarblg heißt. Sie
zählen von oben nach unten: roth, gelb, grün, blau und violett. Wenn man
sie aber darauf aufmerksam macht, unterscheiden sie nickt bloß dunkel- und
hellgelb, sowie hell- und dunkelblau, sondern auch, daß die Farbenstreifen in
dem Regenbogen nicht alle gleich breit sind.
Um uns die Entstehung des Regenbogens, wenn auch nur ein
wenig, zu veranschaulichen, stellen wir ein mit Wasser gefülltes Trinkglas
oder eine Wasserkarasse so auf einen Tisch daß die Sonne hindurchscheiucn
kann. Wir bemerken dann hinter dem Glase ein Farbenbild, welches uns
ungefähr dieselben Farben zeigt, die wir am Regenbogen bewundern. Wir
können dies Farbenbild, je nachdem wir die Stellung des Glases verändern,
auf den Tisch, auf den Fußboden und an die Wand fallen lassen. Stellen
wir aber das Glas so, daß die Sonne nicht durchscheinen kann, oder ent¬
fernen wir das Wasser aus dem Glase, so ist auch das Bild verschwunden.
Roch schöner gelingt unser Versuch, wenn wir die Sonnenstrahlen durch
den aus der Brause einer Gießkanne strömenden Wasserrcgen fallen lassen.
Wir haben dann in der That einen Regenbogen im Kleinen.
Beide Versuche aber überzeugen uns, daß die Sonnenstrahlen und das
Wasser die Hauptcrfordcrnisse eines Regenbogens sind, der im Großen also
dadurch entstehen wird, daß die Strahlen der Sonne durch den nieder-
ftrömeuden Regen fallen. Wie es damit genauer zusammenhängt, müßt
ihr lernen, wenn ihr größer seid; ein neues Räthsel aber könnt ihr wohl
lösen, verstehen und lernen.
Die Brücke.
Von Perlen baut sich eine Brücke
hoch über einen grauen See;
sie baut sich auf im Augenblicke
und schwindelnd steigt sie in die Höh'.
Der höchsten Schiffe höchste Masten
zieh'» unter ihrem Bogen hin,
sie selber trug noch keine Lasten
und scheint, wie du ihr nah'st, K> flieh'».
Sie wird erst mit dem Strom und schwindet,
so wie des Wassers Fluth versiegt.
So sprich, wo sich die Brücke findet
und wer sie künstlich hat gefügt?