Full text: Die fremden Erdteile (Teil 2, Abt. 1)

— 98 — 
Kolonialgebiet sehr gut übertragen werden. Endlich könnte dort, wo der Boden 
wasserreich ist, auch der Fruchtanbau in größerem Umfange in Angriff ge- 
nommen werden. Die Missionare haben auf ihren Stationen erfolgreiche Ver- 
suche im Anbau von Gemüse, sowie in der Kultur des Feigenbaumes, der 
Granaten, der Pfirsiche und des Weinstocks gemacht. Missionar Büttner hat 
auch mit der Anpflanzung von Dattelpalmen gute Erfolge erzielt. 
Auch Kultivationsgesellschaften haben sich in den Dienst der 
Kolonialthätigkeit gestellt. Die „Deutsch-Westafrikanische Gesellschaft" hat im 
Sandwichhafen bei der Walfischbai eine große Schlächterei und eine Guanofabrik 
angelegt, während die „Deutsch-Afrikanische Minengesellschaft" die Ausbeute der 
Mineralschätze des Landes ins Auge gefaßt hat. Gelingt es, die Verkehrs- 
schwierigsten nach dem Binnenlande zu überwinden und den langsamen und 
immerhin kostspieligen Ochsenwagen durch ein modernes Verkehrsmittel zu 
ersetzen, so dürfte nicht allein den Viehzuchtkolonieen, sondern vor allem auch 
dem Bergbau eine segensreiche Zukunft beschieden sein. — Die Einfuhr 
europäischer Jndustrieartikel hat sich merklich gehoben, seitdem England eine 
regelmäßige vierwöchentliche Dampferfahrt zwischen Kapstadt und Portugiesisch- 
Westafrika über die Walfischbai eröffnet hat. 
Die wichtigsten Ortschaften (Missionsstationen) in Namaland sind: B ersaba, 
Bethanien und Rehoboth,in Hereroland Gr. Windhoek, Otjimbingue 
und Neu-Bremen. Die wichtigsten Küstenplätze sind Angra Pequena, 
Sandwichhafen und die (englische) Walfischbai. 
Y. Die afrikanischen Inseln. 
Die afrikanischen Inseln sind bis auf Madagaskar, die Sansibar- 
grnppe, Sokotra, und einzelne Koralleninseln sämtlich vulkanische Hoch- 
inseln geringen Umfangs. Über den Grad ihrer Zugehörigkeit zum 
Erdteil s. S. 55. 
a) 3m atlantischen Ozean. 
Die Azoren (aß^ren), portugiesisch, nicht weiter von der portugiesischen 
als von Afrikas Küste gelegen, reich an Orangenhainen, so daß ganze Schiffs- 
ladungen von Apfelsinen ausgeführt werden. 
Die Madeiragruppe (madera-), portugiesisch, dicht bevölkert und 
ehedem stark bewaldet (daher der Name, welcher „Holzinsel" bedeutet), ist be- 
rühmt durch ihren Weinbau, der neuerdings indes sehr zurückgegangen ist, und 
durch sein ausgezeichnetes Klima, das die Hauptinsel zur Genesungsstätte für 
Brustkranke macht. 
Die kanarischen Inseln, spanisch, eine Gruppe von sieben größern 
und zwei kleinen Inseln, von den Römern ehedem wegen ihrer schönen Natur 
die „glücklichen Inseln" genannt, bestehen aus einer tertiären Grundlage mit 
emporgetriebenen ältern und jüngern Eruptivgesteinen. Die größte der Inseln 
ist Tenerifa mit dem (vor hundert Jahren noch thätigen) Pic von Tenerifa 
(3700 m), der im Winter schneebedeckt ist. Das sw. Jnselchen heißt Ferro, 
bis in die neueste Zeit Anfangspunkt für die Zählung der Meridiane. Die 
Inseln sind die Heimat des Kanarienvogels. 
Die 14 Inseln des grünen Vorgebirges, auch Kapverden 
genannt, portugiesisch, sind hohe, dürre und infolge von Mißwirtschaft in ihren 
Erträgen heruntergekommene Inseln, aber wichtig für den Verkehr als letzte 
Station für Seefahrer, die hier für die weite Südfahrt Kohlen, Wasser und 
Mundvorrat aufnehmen. _ _ / 
Von den 4 Gutnea-Inseln sind die beiden innern St. Thome 
und Principe portugiesisch und gehören zu den fruchtbarsten Kolonieen 
Portugals; die beiden äußern, Anabon und das schöne Fern ad o Po o, 
Kamerun gegenüber, sind spanisch. Das heißfeuchte Klima ist für Europäer 
nicht gesund, und der Plantagenbetrieb muß von Negern gehandhabt werden. 
St. Helena, englisch, ein einsamer Vulkanfels weitab vom Festlande 
(1850 km), wichtig als Station für Ostindienfahrer, die den Weg ums Kap
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.