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Kolonialgebiet sehr gut übertragen werden. Endlich könnte dort, wo der Boden
wasserreich ist, auch der Fruchtanbau in größerem Umfange in Angriff ge-
nommen werden. Die Missionare haben auf ihren Stationen erfolgreiche Ver-
suche im Anbau von Gemüse, sowie in der Kultur des Feigenbaumes, der
Granaten, der Pfirsiche und des Weinstocks gemacht. Missionar Büttner hat
auch mit der Anpflanzung von Dattelpalmen gute Erfolge erzielt.
Auch Kultivationsgesellschaften haben sich in den Dienst der
Kolonialthätigkeit gestellt. Die „Deutsch-Westafrikanische Gesellschaft" hat im
Sandwichhafen bei der Walfischbai eine große Schlächterei und eine Guanofabrik
angelegt, während die „Deutsch-Afrikanische Minengesellschaft" die Ausbeute der
Mineralschätze des Landes ins Auge gefaßt hat. Gelingt es, die Verkehrs-
schwierigsten nach dem Binnenlande zu überwinden und den langsamen und
immerhin kostspieligen Ochsenwagen durch ein modernes Verkehrsmittel zu
ersetzen, so dürfte nicht allein den Viehzuchtkolonieen, sondern vor allem auch
dem Bergbau eine segensreiche Zukunft beschieden sein. — Die Einfuhr
europäischer Jndustrieartikel hat sich merklich gehoben, seitdem England eine
regelmäßige vierwöchentliche Dampferfahrt zwischen Kapstadt und Portugiesisch-
Westafrika über die Walfischbai eröffnet hat.
Die wichtigsten Ortschaften (Missionsstationen) in Namaland sind: B ersaba,
Bethanien und Rehoboth,in Hereroland Gr. Windhoek, Otjimbingue
und Neu-Bremen. Die wichtigsten Küstenplätze sind Angra Pequena,
Sandwichhafen und die (englische) Walfischbai.
Y. Die afrikanischen Inseln.
Die afrikanischen Inseln sind bis auf Madagaskar, die Sansibar-
grnppe, Sokotra, und einzelne Koralleninseln sämtlich vulkanische Hoch-
inseln geringen Umfangs. Über den Grad ihrer Zugehörigkeit zum
Erdteil s. S. 55.
a) 3m atlantischen Ozean.
Die Azoren (aß^ren), portugiesisch, nicht weiter von der portugiesischen
als von Afrikas Küste gelegen, reich an Orangenhainen, so daß ganze Schiffs-
ladungen von Apfelsinen ausgeführt werden.
Die Madeiragruppe (madera-), portugiesisch, dicht bevölkert und
ehedem stark bewaldet (daher der Name, welcher „Holzinsel" bedeutet), ist be-
rühmt durch ihren Weinbau, der neuerdings indes sehr zurückgegangen ist, und
durch sein ausgezeichnetes Klima, das die Hauptinsel zur Genesungsstätte für
Brustkranke macht.
Die kanarischen Inseln, spanisch, eine Gruppe von sieben größern
und zwei kleinen Inseln, von den Römern ehedem wegen ihrer schönen Natur
die „glücklichen Inseln" genannt, bestehen aus einer tertiären Grundlage mit
emporgetriebenen ältern und jüngern Eruptivgesteinen. Die größte der Inseln
ist Tenerifa mit dem (vor hundert Jahren noch thätigen) Pic von Tenerifa
(3700 m), der im Winter schneebedeckt ist. Das sw. Jnselchen heißt Ferro,
bis in die neueste Zeit Anfangspunkt für die Zählung der Meridiane. Die
Inseln sind die Heimat des Kanarienvogels.
Die 14 Inseln des grünen Vorgebirges, auch Kapverden
genannt, portugiesisch, sind hohe, dürre und infolge von Mißwirtschaft in ihren
Erträgen heruntergekommene Inseln, aber wichtig für den Verkehr als letzte
Station für Seefahrer, die hier für die weite Südfahrt Kohlen, Wasser und
Mundvorrat aufnehmen. _ _ /
Von den 4 Gutnea-Inseln sind die beiden innern St. Thome
und Principe portugiesisch und gehören zu den fruchtbarsten Kolonieen
Portugals; die beiden äußern, Anabon und das schöne Fern ad o Po o,
Kamerun gegenüber, sind spanisch. Das heißfeuchte Klima ist für Europäer
nicht gesund, und der Plantagenbetrieb muß von Negern gehandhabt werden.
St. Helena, englisch, ein einsamer Vulkanfels weitab vom Festlande
(1850 km), wichtig als Station für Ostindienfahrer, die den Weg ums Kap