Full text: Die fremden Erdteile (Abt. 1)

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selbst abgesetzt. So bildet sich in diesen Erdräumen der reiche Wechsel der 
Lebensbedingungen von dem zerklüfteten, moosbedeckten Fels bis zum üppigsten 
Kulturboden. „Die Welt der Pflanzen und Tiere entwickelt sich zu ihrer un- 
endlichen Mannigfaltigkeit; tausend Formen bieten dem Menschen ebensoviele 
und eigenartige Bedingungen zum Schutz und zur festen Ansiedelung; er gründet 
sich Wohnsitze, wird Herr des Bodens, erlangt die Herrschaft über die feindlichen 
Elemente, schafft gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen, gedeiht heran zu 
höherer Kultur und Geistesbildung und findet in den Mündungsebenen der 
Flüsse, welche deren vollkommenster und geeignetster Sitz sind, den ^Ausgangs- 
punkt zum Verkehr mit andern Kulturvölkern." 
o. Bewässerung. Die regenreichen Randgebirge des zentralen 
Hochlandgebietes bilden das wichtigste Qnellgebiet der vstasiatischen 
Ströme, die von hier nach allen Weltrichtnngen abfließen, die Rand- 
gebiete zersägend und zerklüftend. Der n. Abdachung zum Eismeer 
folgen die großen Polarströme: Ob, Jenissei und Lena; nach O. 
fließen Amur, Hoanghö und Jangtsekiang, und der Süd- 
abdachnng nach dem indischen Meere gehören Mekong, Menam, 
Salnen (ßalwcn), Jrawadi, Ganges und Brahmaputra, 
Indus, En pH rat und Tigris an. Die Abflüsse nach dem Mittelmeer 
sind diesen Strömen gegenüber vou ganz untergeordneter Bedeutung. 
Die stehenden Gewässer sind vorwiegend Steppenseen 
mit brackigem oder mich bittersalzigem Wasser. Besonders ist die 
tnranische Niederung durch derartige Steppengewässer ansgezeichnet. 
An der europäischen Grenze liegt hier die brackige Riesenschale des 
Kaspisees (26 111 nnter dem Meeresspiegel), mitten im tura- 
uischen Tieflande der Aralsee („der Jnselreiche"), in welchen sich 
die Flüsse A m u und S y r ergießen; weiter östlich, schon den hinter- 
asiatischen Bergen genähert, lagert sich der bittersalzige, seichte Balkasch- 
see, in welchen der Jli mündet, und umkränzt von hohen Gebirgen 
liegt der Jssyk-Kul (der „warme See"), dessen brackiges Wasser 
nie gefriert. In das tote Meer, die tiefste Erdsenke (— 394 in), 
ergießt sich der Jordan. Der größte Süßwassersee Asiens ist der 
von Gebirgen eingeschlossene Baikalsee (35 000 qkm.) 
Ähnlich wie Europa hat auch Asieu — abgesehen von dem 
Steppen- und Wüstengürtel — eine sehr reiche, nach allen Seiten hin wohl- 
verteilte Bewässerung. Doch können sich die europäischen Flüsse keines- 
wegs mit den Riesenströmen des Erdteils an Größe vergleichen. Eine 
Eigentümlichkeit Asiens sind die Doppel- oder Zwillingsströme, welche 
ein nachbarliches Quellgebiet haben, in ihrem mittleren Laufe ansein- 
anderstreben und endlich als Parallelströme oder ganz vereinigt münden. 
Solche Zwillingsströme sind Enphrat und Tigris, Amu und Syr, 
Ganges uud Brahmaputra u. a. — Außerdem kommen zahlreiche 
Binnenflüsse vor, welche in abflußlose Binnenseen münden oder 
sich im Wüstensande verlieren. 
4. Klima. Asiens Klima ist nach der Lage der einzelnen Ge- 
biete zum Äquator uud zum Meere, sowie nach der Höhenlage derselben 
sehr verschieden. Etwa 3/± der Gesamtfläche des Erdteils liegen in der 
gemäßigten, in der heißen und 1/s in der kalten Zone. Mehr aber 
als die bedeutende Längenerstreckung des Erdteils von N. nach S. 
macht sich die gewaltige west-östliche Ausdehnung desselben in den
	        
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