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Perus bis Kap Hoorn reicht. Die Ostgrenze bildet der Kamm der
s. Cordilleren. Patagonien und Fenerland haben Chile und Argentinien
so untereinander aufgeteilt (1881), daß Patagoniens Westküste bis zu
den Anden und der größte Teil von Feuerland mit der ganzen
Magalhaensstraße zu Chile gehört. Dazu kam (1888) noch die
Osterinsel.
Chile ist der mächtigste aller Andenstaaten und in der
Kultur am meisten vorgeschritten. Die Anzahl der Weißen
macht hier auch fast die Hälfte der Bevölkerung aus (40%). Im
s. Ackerbaugebiet, namentlich in der Provinz und Stadt Valdivia,
etwa 5000 Deutsche. Seit 1850 haben hier deutsche Ansiedler
tüchtig den Urwald gelichtet und deutsche Handwerker eine neue Heim-
stätte gefunden. Zu den 50 000 wilden Indianern gehören auch die
Araucaner. — Das wichtigste Ausfuhrprodukt ist Salpeter (aus der
Atacamaebene), sodaun Kupfer, Silber, Guano (von der Chilöeinsel),
Borax und Jod. Der Handel wird durch mehrere Eisenbahnlinien
gefördert. Industrie und geistige Bildung beginnen emporzublühen.
Santiago (321 Tsd. E.), im Binnenlande gelegene Hst., größte
Stadt des Andengebiets, durch Eisenbahnen mit Valparaiso (Paradies-
tal), der wichtigsten Hafen- und Handelsstadt des Landes, ferner mit
dem Süden und mit dem argentinischen Bahnnetz verbunden. — La
Concepciou und Valdivia, kleinere s. gelegene Küstenstädte.
2. Die großen Tiefebenen und östlichen Bergländer.
1. Das Land. Östlich von den Anden breiten sich drei große
Tiefländer aus: die Llauos (ljauos = Ebenen) des Orinoeo, die
Selvas (Urwaldgebiete) des Amazonas und die Pampas (= Ebenen)
des Rio de la Plata. Nach der O.-Küste zu sind diesen Tiesländern
zwei Mittelgebirge vorgelagert: die Hochebene von Guayana mit dem
Parimgebirge und das Bergland von Brasilien.
a) Die Hochebene von Guayana breitet sich zwischen dem
Orinoco und dem Tieflande des Amazonas aus uud wird durch eiueu
40—90 km breiten Küstensaum vom Meere getrennt. Die Hochfläche
hat eine mittlere Höhe von 500 m und besteht fast ausschließlich aus Granit.
Einzelne Gebirgsketten und -gruppeu erreichen eine verhältnismäßig
bedeutende Höhe. Die höchsten Erhebungen, 2400—2500 m, finden
sich im sw. Teile des gesamten Berglandes, im Parimgebirge. Die
Größe des gesamten Erhebungssystems erreicht die Bodenfläche vom
Deutschen Reich, Deutsch-Österreich und der Schweiz. Es ist reich an
Urwäldern.
b) Die Llauos des Oriuoco, über ix/2 mal so groß als das
Deutsche Reich, siud weite, hügellose Tiefebenen, welche den großen
Bogen des Stromes an seiner W.-Seite begleiten. — Der Orinoco
entspringt auf dem Parimgebirge, das er in einem großen w. Bogen
umfließt. Durch den Casiquiare steht er iu natürlicher Verbindung
mit dem Rio N e g r o, einem l. Nebenfluß des Amazonas
(Bifurkation oder Flußgabelung). In ö. Laufe erreicht der Orinoco